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Armin Laschet: "Es geht auch ein bisschen um mich."

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

liebe Noch-Mitglieder der CDU!

Wie so viele von Ihnen habe ich erst heute von den Wahlergebnissen erfahren – beim Frühstück, aus dem (übrigens exzellent gemachten!) Bildschirmtext der ARD. Da kam mir tatsächlich kurz der Entkoffeinierte wieder hoch: Ich las von einer gewissen "CDU", die in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz weit hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben sei, sogar von neuen Machtoptionen im Bund. Erst dachte ich, es ginge um eine andere CDU. Dann sah ich auf mein Handy: "192 entgangene Anrufe" seit Freitagabend. Da merkte ich: Es geht auch ein bisschen um mich.

Es ist mir jetzt ein bisschen zu billig, hier von Wahlbetrug zu sprechen, obwohl es natürlich zahlreiche Hinweise darauf gibt. Eine unabhängige Prüfung der Auszählung könnte sicher nicht schaden. Doch zunächst einmal geht es darum, Vertrauen zurückzugewinnen. Ich sage hiermit klar: Wer die CDU nur als die gierige Mafiapartei darstellt, die mit Aserbaidschan kungelt und Maskenaufträge an alte Kumpels verscheuert, der muss sich nicht wundern, wenn er morgen mit zwei zertrümmerten Kniescheiben aufwacht. Die CDU ist und bleibt die Partei eines mitfühlenden Konservatismus, und wer etwas anderes behauptet, den stoße ich notfalls persönlich ins Aachener Hafenbecken.

Wir müssen jetzt anfangen, an uns zu arbeiten. Soeben habe ich alle CDU-Abgeordneten eine Ehrenerklärung abgeben lassen. Schon in den nächsten Wochen sollen die Abgeordneten darüber hinaus eine Wählbarkeitserklärung abgeben, sowie eine Kompetenz- und Sympathieerklärung. Außerdem müssen wir an die Jungen ran! Paul Ziemiak hat schon eine große Instagram-Kampagne geplant, unter dem Motto "ACAB - All CDUlers are beautiful". Es geht darum, bei jungen Menschen das Bewusstsein dafür zu schaffen, welche elementare Funktion CDUler für ein funktionierendes Gemeinwesen haben, ob in der Finanzwirtschaft, der Immobilienbranche oder beim Außenhandel. Gerade in der Pandemie ist das Bewusstsein dafür offenbar ein bisschen verloren gegangen. Ohne die CDU wird’s still!

Wenn wir jetzt nicht entschlossen handeln, wird das Land bald von Demagogen und Luftikussen regiert, also von Markus Söder. Das wäre ein Alptraum, auch für viele kleine und mittelriesige Unternehmen in NRW, denen ich für meine Kanzlerschaft bereits das Blaue vom Himmel versprochen habe. Der Modeschöpfer Van Laack hatte zum Beispiel sehr interessante Ideen für eine neue Bundesflagge, die ich zumindest gern mal zur Diskussion stellen wollte. Wenn wir jetzt in Deutschland so weit sind, schon Diskussionen nicht mehr zuzulassen, dann ist das wirklich das Ende der Demokratie!

Da wir schon bei Demokratieverächtern sind: Über 100 000 CDU-Anhänger sind diesmal ins Lager der Nichtwähler abgewandert. Ich möchte diese Menschen nicht als Extremisten bezeichnen. Aber ich sage es mal ganz grob: Wer am Wahltag unbedingt protestieren möchte, der kann das auch anders tun, der kann mir einen Brief schreiben oder AfD wählen. Mit der AfD habe ich wenigstens Optionen, von der AfD kann ich mich notfalls immer auch abgrenzen. Also bitte!

Da es jetzt auch ein bisschen zu spät dafür ist, bis zur Wahl neue Gesichter aufzubauen, geht hiermit auch mein Appell an die Kanzlerin: Liebe Frau Merkel, liebe Angela! Ich weiß, wir waren in der Vergangenheit nicht immer einer Meinung. Trotzdem wäre es schön, wenn Sie bis Herbst gelegentlich bei uns in NRW vorbeischauen könnten. Zwei Fotos, einmal Händeschütteln vorm Kölner Dom, vielleicht ein gemeinsames Abendessen. Mein sehr gutaussehender Sohn Joe würde Sie persönlich vom Flughafen abholen! Na, wie wär’s? ;-)

Was ich damit sagen will: Wenn wir jetzt alle zusammenhalten, kann ich es schaffen.

Herzlichst 

Ihr

Armin Laschet

Landesvater

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Briefe an die Leser

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/i nnen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick