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Robert Habeck erklärt: So kann es mit Schwarz-Grün doch noch klappen
Liebe Grünen-Wählerinnen und -Wähler,
ja, ich weiß, eigentlich sollte an dieser Stelle die Annalena sprechen. Aber die meisten Medien haben meine Nummer noch immer in der Kurzwahl gespeichert; außerdem ist es ja eh so, dass wir an der Grünen-Spitze viele Dinge nicht mehr miteinander absprechen, nicht wahr, Annalena? Du wirst ab Herbst ohnehin sehr viel Sendezeit bekommen. Aber ich schweife ab.
Wie viele andere Grüne bin ich vom Kurs unseres Koalitionspartners sehr überrascht und irritiert. Pardon, möglichen Koalitionspartners. Aber im Ernst: Der katholische Komplett-Loser Laschet als Kanzlerkandidat, das greise D-Mark-Gespenst Friedrich Merz im Kompetenzteam, ein rechtsradikaler Verschwörungstheoretiker als Kandidat in Thüringen – es scheint, dass es uns die Unionsparteien absichtlich schwer machen möchten, bei den Sondierungsgesprächen im Herbst einzuknicken. Hier kann ich für alle Grünen schon mal eine Kampfansage machen: Ihr solltet unsere Fähigkeit zum Einknicken auf keinen Fall unterschätzen!
Natürlich: Hansgeorg Maaßen ist eine Kröte, die sich nur schwer schlucken lässt. Aber wer die Geschichte der Grünen kennt, weiß, dass bei uns noch jede Kröte ihren Tunnel kriegt! Wir werden uns jedenfalls von Personalien nicht unseren Regierungswillen nehmen lassen. Ich meine, wir haben ja selbst kaum geeignete Leute fürs Kabinett, da wollen wir auch beim Koalitionspartner nicht päpstlicher sein als der Papst.
Wie könnten wir Grüne mit der Laschet-CDU zusammenarbeiten? Einen Innenminister Merz mit Massenabschiebungen und Gesichtsscannern in Bahnhöfen würden wir uns im Koalitionsvertrag einen hohen Preis kosten lassen. Unter einem breitflächigen Ausbau des Radwegenetzes werden wir uns gar nicht erst an den Verhandlungstisch setzen! In Hessen funktioniert das bereits sehr gut, dort ist unsere Regierungsbeteiligung ja auch niemandem aufgefallen.
Mit einem Wirtschaftsminister Maaßen haben wir natürlich schon jetzt rein präventiv Bauchschmerzen. Die Freifahrtscheine für Energie-, Rüstungs- und Sicherheitsindustrie können unsere Partner nur dann erhalten, wenn ähnliche Freifahrtscheine auch im ÖPNV ausgestellt werden! Sie haben richtig gehört: Ein kostenloser Nahverkehr wird eine attraktive Alternative zum entfesselten Auto-Sektor darstellen und ihn, davon bin ich überzeugt, langfristig letztlich überholen.
Wichtig ist, dass wir in zentralen Fragen die Oberhand haben. Für die meisten unserer Wählerinnen und Wähler ist der Klimaschutz maßgeblich für ihre Stimme. Und am Klimaschutz werden wir festhalten, egal, welche Untoten die Union noch ins Rennen schickt. So ist mittlerweile klar, dass große Menschenansammlungen wie die Erster-Mai-Demos gefährliche CO2-Schleudern sind, die wir Grüne in aller Form ablehnen. Auch in der Linkspartei sind viele Einzelpersonen, die durch viel zu lange Redebeiträge gefährliche Klimagase aussondern – und das sogar im Bundestag! Hier werden wir uns mit der Union sicher handelseinig.
Daher gilt mein Aufruf: Nur, wenn Sie im Herbst CDU wählen, kann eine Grüne Bundeskanzlerin werden. Oder ein Grüner Bundeskanzler. Da bin ich nach wie vor für alles offen.
Wir sehen uns an der Wahlurne!
Ihr
Robert Habeck
Leo Fischer