Humorkritik | März 2021
März 2021
Nichts ist verächtlicher als ein trauriger Witz.
Friedrich Schlegel
Willkommen Wösterreich
In mancher, nämlich komischer Hinsicht sind Alliterationen, die man auch Stabreime nennt, »echten« Reimen ähnlich. Hier wie dort suggeriert der Gleichklang Sinn, wo keiner ist, und erzeugt damit – Komik: Daniel Düsentrieb, Hubertus Heil, solche Sachen.
Dass man es allerdings auch übertreiben kann, hat kürzlich eine Episode aus der TV-Reihe »Willkommen Österreich« illustriert. In einem Sketch spielte die eine Hälfte des Moderatorenteams, Christoph Grissemann, einen Sounddesigner names Dominic Rabl, bei dem es sich, wie die Off-Stimme erklärte, um einen »mitteilsamen Mittfünfziger« handle, einen »stillosen Stimmkünstler« und »quirligen Querdenker«, »unverändert ungepflegt« und seines Zeichens ein »brackiger Branchenkenner«, »zorniger Zopfträger« und »geschlechtsreifer Geschäftsmann«. So ging das minutenlang und wahllos dahin, vom »freizügigen Freiberufler« und »diffusen Dienstleister« bis hin zum »korpulent-skurrilen Corona-Skeptiker«, der uns als »alkoholisierter Alleinerzieher« schließlich noch seinen »sonderbaren Sohn« vorstellte, einen »schalen Schüler« –
Kurz: Was als Parodie auf Fake-Reality-Formate wie »Bauer sucht Frau« oder »Schwieger-was-auch-immer gesucht« komisch hätte sein können, ersoff unter einem Schwall, ja Tsunami immer neuer Kombinationen der immer gleichen Machart. Die Autoren haben vermutlich ihren Spaß gehabt. Uns allen aber diene das Beispiel zur Warnung: dass nicht nur ein unkomisches Prinzip ins Komische umschlagen kann – die Dichtkunst Richard Wagners etwa, von Eduard Hanslick als »bombastisches Alliterationsgestammel« verspottet –, sondern auch ein komisches Prinzip ins Unkomische. Weia, wagala weia? Auweia.