Humorkritik | Februar 2019
Februar 2019
Ich halte es ohnehin mit einem Spruch, den ich vor langer Zeit gehört habe: Werde die Person, mit der du gern zusammen wärst. Wenn du gern mit jemandem verheiratet wärst, der einen guten Humor hat – entwickle selbst diesen Humor.
Gloria Allred
Mein Rat: Hilsenrath
Und auch Edgar Hilsenrath ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Sämtliche Feuilleton-Nachrufe raunten, der Schriftsteller, Satiriker und Holocaust-Überlebende habe zeitlebens »mit Humor gegen das Vergessen« angeschrieben, aber das scheint mir zu kurz gegriffen: Hilsenrath schrieb auch aus purer Freude an der Komik, an Kalauern, am Wortwitz – und an Vokabeln wie ficken, furzen und Arschlecken, die er großzügig in die deutsche Literatur und damit in die verstockte BRD einschleuste. Grotesk seine Personenbeschreibungen, wenn etwa der Ich-Erzähler in Hilsenraths humoristischem Hauptwerk »Der Nazi & der Friseur« von seinem Nazi-Stiefvater Anton Slavitzki berichtet, dieser sei ein langer, dürrer Kerl mit Säuferaugen gewesen »und einem Schwanz so lang, dass er ihm, laut Gerüchten, bis übers Knie hing … und das, so sagen die Leute, wäre auch der Grund, warum Slavitzki denselben stets mit einem Gummiband am Schenkel festgeschnürt hätte.« Möge der Romancier selig ruhen und im Jenseits über die Pimmel der AfD lachen.