Humorkritik | Januar 2017
Januar 2017
»… was wir Deutschen Humor nennen, die wunderbare, aus der tiefsten Anschauung der Natur geborne Kraft des Gedankens, seinen eignen ironischen Doppeltgänger zu machen, an dessen seltsamliche Faxen er die seinigen und – ich will das freche Wort beibehalten – die Faxen des ganzen Seins hienieden erkennt und sich daran ergetzt …«
E.T.A. Hoffmann
Superdumme Mützenträger
Recht gut unterhalten habe ich mich bei Ferdinand Führers und Roland van Oysterns Anti-Reisetagebuch »Ein Tag Hagel und immer was zu essen da« (Ventil Verlag, 2016). Zwar passiert im Buch nicht viel mehr, als daß zwei jüngere Deutsche mitten im Winter in ein Kaff nach Rumänien fahren, um hier drei Monate lang mit allerlei Widrigkeiten wie Schlamm, Regen, Eiseskälte und Stromausfall zu kämpfen, doch zwischendurch sind so viele hübsche Beobachtungen und Bonmots verstreut, daß dem Leser trotz der ausführlich beschriebenen Tristesse nicht langweilig wird: »Wenn man Spaß daran hat, sich in der Öffentlichkeit wie ein Gestörter zu verhalten, braucht man sich bloß einen Hund anzuschaffen.«
Ein wenig krankt das Buch allerdings an der Entscheidung, den rumänischen Hüttenalltag unabhängig voneinander zu beschreiben. Das führt zu einigen Redundanzen: Die beiden Autoren bzw. Protagonisten unterscheiden sich in ihrem Nerd-Hipstertum nämlich gar nicht so sehr voneinander, wie sie vielleicht glauben. Manchmal aber wird gerade das wieder richtig lustig, wie zum Beispiel vier Tage vor Heiligabend: »Roland hat eine superdumme Mütze auf … Ich weiß nicht, woran es liegt, daß sie so blöd aussieht. So eine Mischung aus Schlumpf- und Kondommütze. Ich habe zufällig die gleiche auf, bloß in einer anderen Farbe. Ich sehe genauso dämlich aus, Dreck.«
Doch, doch, kaufen Sie das Buch, und wenn es nur deshalb sein sollte, damit sich wenigstens einer der beiden eine andere Mütze leisten kann.