Humorkritik | Dezember 2017
Dezember 2017
Wer Böses gibt für Gutes aus,
Dem kommt das Böse
nicht aus dem Haus;
Wer lacht, damit ein andrer weint,
Den trifft das gleiche, eh ers meint.
Sebastian Brant
Lee Harvey Oswald hätte geschossen
Das 100-Jahre-JFK-Jubiläum geht langsam zu Ende, da soll an dieser Stelle auch nicht von folgendem Werk geschwiegen werden: »Der Humor des Präsidenten – Lachen mit Kennedy« (Bechtle Verlag, 1965). Zuerst das Positive: Das Buch riecht sehr gut! Unerfreulich hingegen der Inhalt: Kein einziger Beitrag kommt ohne zeitgeschichtliche Einordnung und Vorab-Witz-Informationen aus, da ist es heute nur noch hartgesottenen Schmunzel-Historikern zu empfehlen, wenn es z.B. heißt: »Sioux City, Iowa, 21. September 1960. Jacqueline Kennedy konnte ihren Mann auf seinen Wahlreisen nicht begleiten, da sie ein Kind erwartete. Kennedy spielte darauf an: ›Meine Damen und Herren, zuerst möchte ich meine Schwester, die mich anstelle meiner Frau begleitet, vorstellen. Meine Frau hat zur Zeit andere Verpflichtungen.‹«
Zum Schießen. Ein weiteres Beispiel muß ich dem geneigten Leser leider aus Platzgründen ersparen. Abschließend aber vielleicht noch dies: Der oben erwähnte Bechtle-Verlag empfiehlt als weiterführende Literatur sog. »Heuss-Anekdoten«, 145 Seiten mit sieben ganzseitigen Bildern, zusammengetragen und erzählt von Hanna Frielinghaus-Heuss. Damit möchte ich mich allerdings nicht vor 2084 beschäftigen.