Humorkritik | August 2010
August 2010

Fremdenverkehr mit Eckenga
Schon seit langem verfolge und schätze ich das vielgestaltige Treiben des Lyrikers und Bühnen- bzw. Radioaktivisten Fritz Eckenga aus Dortmund, der sich nicht nur sehr um die komische Fußballdichtung verdient gemacht hat, sondern es selbst verdiente, nicht immer nur als sog. Ruhrpottpoet gehandelt zu werden. Seine Reime sind nämlich auch außerhalb Nordrhein-Westfalens schicklich und erquicklich, wovon man sich in dem von Ernst Kahl ausgestalteten Bändchen »Fremdenverkehr mit Einheimischen« (Kunstmann) leicht überzeugen kann.
Eckenga bereimt souverän alles in die Knie, was ihm so unterkommt, vom »Fernfahrerteller BAB-Raststätte Katzenfurt (9,00 €)« über »Bad Banks«, Oliver Kahn und das Rauchverbot bis hin zu einer feinen Kritik der Kölner Büttenrede: »Das Rheinland spricht von tollen Tagen / Wenn die Witze Trauer tragen.« Wenn Eckenga lobt, dann lobt er charmant, wie in der Ode »Den verspielten Deutschen Frauen zum WM-Gewinn«: »Wieviel schöner, Deutsche Frauen, / wart ihr im finalen Spiel! / Nicht den Männern zuzuschauen, / sondern Euch, das gab uns viel!«
Und wenn Eckenga klagt »Nein, ich will nicht Grünbein sein«, dann stelle ich zufrieden fest, daß diese Sorge unbegründet ist; denn Staatsdichter Drs. Grünbein kann meinetwegen vielleicht römisch, aber gewiß nicht komisch reimen – Eckenga indes schon: »Römisch transpirierte Zeilen, / abgeliefert wie bestellt. / Dreiundranzig Langeweilen, / lyrum larum ZEIT ist Geld. // Pöt-Professor werd ich werden, / wie der Durs in Düsseldumm. / In Pariser Friedhofserden / dreht sich Heinrich Heine um.«