Humorkritik | August 2008
August 2008
Superheldenfilm
Filmparodien sah man, nach ihrer goldenen Ära Mitte der Neunziger, in letzter Zeit wieder in starker Häufung auftreten, wobei die Parodien neuerdings ihre Vorlagen überholen: Die »Scream«-Parodie »Scary Movie« geht dieses Jahr schon in die fünfte Runde und ist damit als Serie schon um zwei Teile stärker als die Vorlage, die mit »Scream 3« ihren vorläufigen Abschluß fand. Nun haben die Macher von »Scary Movie« (die schon die »Nackte Kanone« verantworteten) mit »Superhero Movie« auf die Spiderman- und X-Men-Filme geantwortet. Die Abenteuer des jugendlichen Mutanten »Dragonfly« (Drake Bell) sind ein solides Stück Humorhandwerk. In klassischer »Nackter Kanone«-Manier macht es das rasende Stakkato der Pointen dem Zuschauer leicht, über maue Witzchen oder Lücken in der Handlung hinwegzusehen.
»Superhero Movie« ist eine sehr strenge Parodie auf den ersten »Spiderman«-Film, sämtliche Schlüsselszenen werden akkurat (und ein wenig überraschungslos) nachgespielt, Anspielungen auf die »Fantastischen Vier« (die menschliche Fackel, die sich selbst in Brand setzt und so recht schnell aus dem Superheldenleben scheidet) und die »X-Men« beschränken sich auf einzelne Szenen. Zwei Geniestreiche heben den Film vom Durchschnitt ab: zum ersten eine wirklich makellose Parodie auf Tom Cruise, der sich in einer Videobotschaft manisch-kichernd über den Helden mokiert; und zum zweiten der längste und gröbste Furzwitz der Filmgeschichte: Über mindestens fünf Minuten hinweg wehen da die Darmwinde und unterbrechen ein romantisches Stelldichein. Immer und immer wieder. Das Erstaunliche: Es ist trotzdem immer wieder lustig. Wer auch über derbe Späße lachen kann, der wird in »Superhero Movie« sein leichtes, sommerliches Kinovergnügen finden. Weder Comicwissen noch hohe Erwartungen werden vorausgesetzt.