Humorkritik | April 2008
April 2008

Schach und Komik
Kann Sport komisch sein? Es gibt komische Sportsituationen im Fernseh, tolpatschige Fehltritte, Stürze und vergeigte Chancen; auch die unfreiwillig komischen Sprüche von Fußballspielern und -trainern werden einem inzwischen bis zum Überdruß vorgesetzt. Aber Schach? Da scheint das Komische einzig in der Titulierung des Brettspiels als Sport sowie den teils verwunderlichen Charakteren seiner Betreiber und Adepten zu bestehen. Nun aber fiel mir ein kleines Buch in die Hände: »Legendäre Schachpartien. Geniale Spielzüge & spektakuläre Fehler aus 400 Jahren Schachgeschichte« (Humboldt), und zwar vom bekannten Match »Polerio – Domenico (Rom 1602)« bis zum Duell »Deep Fritz – Kramnik (Bonn 2006)«.
Einen gewissen Komikgehalt verspricht der Autor Peter Köhler, der u.a. eine verdienstvolle Grundlagenarbeit über den »Nonsens« vorgelegt hat; und Schach kann er eben auch. Beweis: »Auch nach Lg2 Sf6! macht sich das schwarze Roß auf die Hufe, um dem weißen König zu nahe zu treten, z.B. 20. c5 (nicht Sxe4 Lxg3+! Und 21. Dxc2) …« Oder: »Es folgt aber eine Überraschung. 8.e5-e6! Der Frechdachs klingelt Sturm beim König.« Oder: »Die vorletzte Pointe. Die letzte käme nach 59.h7 Tf8 60.Kg7 mit Th8! zum Vorschein.«
Wie ich sagte: ein seltsamer Sport.