Humorkritik | Juli 2007
Juli 2007

Nolte und der Humoristenstreit
Zu den ewigen Debatten gehört auch diese: weshalb es so wenige Humoristinnen, Satirikerinnen, Komödiantinnen etc. gebe. Nun hat sich Barbara Nolte im Magazin der Süddeutschen Zeitung zu Wort gemeldet.
Der Text beginnt mit dem guten Gag einer unterbezahlten Autorin der Harald-Schmidt-Show, zitiert dann einige Koryphäen wie Robert Gernhardt, Simon Borowiak wird en passant erwähnt, und dann werden zwei Frauen als typische Repräsentantinnen für weiblichen Humor in Deutschland beschrieben. Zu der einen, Anke Engelke, wurde in dieser Rubrik alles gesagt; bei der anderen, Ingrid Steeger, handelt es sich um eine Männerphantasie. Schließlich wird die Humorforscherin Helga Kotthoff zitiert, die schon länger behauptet, nur weiblicher Humor sei per se selbstironisch (was u. a. Woody Allen, Jerry Seinfeld, Ricky Gervais, Larry David, aber auch Loriot, Otto oder Pierre Richard freuen wird), worauf Barbara Nolte zu ihrer Kernthese kommt: »Je weniger Humor eine Frau versprüht, desto leichter findet sie einen Mann – the Survival of the Unfunniest.« Weshalb wohl Kürthy, Fröhlich & Co. das Wesen des weiblichen Humors definieren.
Die Einfalt der Schlußfolgerung resultiert aus der Schlampigkeit der Argumentation: Im Text wird permanent Witz mit Witzischkeit verwechselt und werden willkürlich Gräben zwischen den Geschlechtern gezogen. Es ist nun aber so: Wer andere zum Lachen bringen will, riskiert zunächst, sich lächerlich zu machen. Das hat primär keiner gern, egal ob Männlein oder Weiblein. Ebenso bleibt es unbestreitbar, daß von der Natur bevorzugte Schönlinge, egal ob sie nun Brad Pitt oder Claudia Schiffer heißen, selten lustig sind.
Nun könnte man sagen: Was geht’s mich an? Wenn ich Frauen Humor und Selbstbewußtsein zutraue, brauchen sie mich nicht als Fürsprecher. Aber Frau Nolte rückt mich qua Geschlecht in die Nähe von Leuten wie Mario Barth. Und dort fühle ich mich nicht halb so wohl wie in der Gesellschaft witziger Frauen.