Humorkritik | Juli 2007
Juli 2007

Komischer Fußballer
Es gibt kaum Fußballer, die komisch sind, schon gar nicht freiwillig. Zu diesen Ausnahmeerscheinungen gehört gewiß »ein« (Franz Beckenbauer) Mehmet Scholl (»Ich hatte noch nie Streit mit meiner Frau. Bis auf das eine Mal, als sie mit aufs Hochzeitsfoto wollte«). Aber der gibt leider kaum Interviews und hat seine Karriere eben beendet. Zwischen all den jungen und stockdummen Bravo Sport-Titelvorlagen wie »Poldi« und »Schweini« habe ich nun einen potentiellen Nachfolger des drolligen Schollis ausgemacht: Moritz Volz.
Bisher dürften hauptsächlich DSF-Zuschauer und Premiere-Abonnenten von Volz gehört haben, denn der 24jährige spielt seit August 2003 beim englischen Premiership-Club Fulham FC und war bis zum vergangenen Jahr deutscher U-21-Nationalspieler. Deshalb möchte ich auf seine Homepage http://www.volzy.com/ hinweisen, die vor allem deshalb komisch ist, weil er darauf Vorurteile über Deutsche persifliert: Schon auf der Startseite präsentiert der gebürtige Siegener eine Text-Adaption von Stings »Englishman in New York«: »See him cycle down se Fulham Road / His German sausage in his hand / He plays football but he hardly ever scores / He dreams of Knight Rider and se faserland / Ja, ja, he is an alien / a humourless Westphalian / he’s a German man in West London.« Volz behauptet weiter, wie alle Deutschen David Hasselhoff zu lieben. »The Hoff ist eine große Inspiration – in schwierigen Zeiten frage ich mich häufig: ›Wie würde The Hoff mit dieser Situation umgehen?‹« Ferner räumt Volz ein, er habe, wie sich das für einen »Kraut« gehört, in seiner Kindheit auch eine Lederhose besessen – die er allerdings mit einem in der Tasche geschmolzenen Überraschungsei ruiniert habe.
Der Rechtsverteidiger (»I was rubbish at football to begin with«), der auch schon mal mit seinem Klapprad zum Training fährt, spielt gerne mit englischen Deutschland-Klischees. Vor allem eins trifft auf Volz aber nicht zu, wie auch The Guardian in einem Porträt am 18. August 2006 leicht überrascht feststellen mußte: »He is a German with a sense of humour. What’s more, he is a German footballer with a sense of humour.«