Humorkritik | Oktober 2006
Oktober 2006
Ein Ganz-früh-Aufsteher
Es stimmt vielleicht gar nicht, daß Ihr alter Mentz keine Schwäche für großen Big-Band-Swing hätte, und das Werk von Richard Cheese (TITANIC 2/2006) mag ich nicht nur, weil’s komisch, sondern weil’s auch guter Swing und ordentlich ins Blech geblasen ist. Beinah dasselbe gilt für die Musik von Roger Cicero, dessen Name echt ist und der als Sohn des bekannten Jazzpianisten Eugen Cicero auf seinem Album »Männersachen« (Warner) schön kräftig orchestrierten Mitwippswing macht; und auf komisch gedachte Texte aber nicht verzichten wollte: »Ich bin ein Sammler, ein Jäger/ein guter Ernährer/ein Schrauber, ein Dreher/ ein Ganz-früh-Aufsteher/ein Broker, ein Seller/ein Intellektueller/ein Helfer, ein Heiler/ im Grunde ein Geiler … gestählter Don Juan/ein Bild von einem Mann/so steh ich vor dir/und höre dann:/Zieh die Schuh aus! Bring den Müll raus! Paß aufs Kind auf! Und dann räum hier auf! Geh nicht so spät aus!« usw., und hier hört, nach zwei Minuten, der Spaß am Swing auch schon restlos auf: nämlich genau da, wo die allerschlimmste Abgreife mit den allerollsten Männerklamotten anfängt. Die, ich befürchte es, von ca. genauso vielen Blöd-Männern weggekauft und aus Herzensgrund geliebt werden wird wie das ähnlich klischierte Bücherwerk der Frau v. Kürthy vom Weibsvolk.
Dies wäre dann mein Beitrag zur Geschlechterdiskussion: Sie sind doch beide ziemlich gleich doof.