Inhalt der Printausgabe

April 2005


WAHLKAMPF AKTUELL
"EKLAT AUF DER PRAGER STRASSE"
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Wiederabriß jetzt!

Oder: Wie TITANIC-Redakteure einmal in Dresden mit dem Hammer die Frauenkirche kaputtschlugen


"BOMBER-HARRIS ZURÜCK IN DRESDEN: Ein weiterer kleiner Holocaust für Sachsens Nazis…

Frankfurt/Dresden/Düsseldorf im März
Es ist Winter in Deutschland. In der gut geheizten Redaktion tagt der Bundesvorstand der PARTEI und plant den anstehenden Wahlkampf für Nordrhein-Westfalen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland wird am 22. Mai 2005 gewählt, und zum allerersten Mal wird auch jene Partei hier auf den Wahlzetteln stehen, die angetreten ist, alle übrigen Parteien überflüssig zu machen. Und da die erste Landtagswahl bekanntlich immer die schwerste ist, beschließt der Bundesvorstand einstimmig, die PARTEI-Freunde im ruinierten Westen zu unterstützen. Eine konzertierte Aktion am 2. April in Krefeld, wo Kandidat Claus-Dieter Preuß Medien und Gegenkandidaten bisher souverän beherrscht und vermutlich das erste Landtagsmandat für die PARTEI erringen wird, soll die Aufmerksamkeit und Sympathie der noch unentschlossenen Wähler sichern.
Bevor es aber ernst wird, muß der Winterspeck runter, müssen neue Argumentationshilfen getestet, muß der Straßenwahlkampf ein letztes Mal geprobt werden!
Und was böte sich da Besseres an als ein Trainingslager unter verschärften Bedingungen? Kurzerhand entscheiden wir uns, nach Dresden zu fahren und dort offensiv für eine visionäre PARTEI-Idee zu werben: den Abriß der Dresdner Frauenkirche und ihre Verwendung als Baumaterial für die geplante Mauer zwischen Ost und West! Bzw. den "Wiederabriß", wie die berichtende Dresdner Morgenpost formuliert und sich damit kundig auf den ersten Abriß durch die fliegenden Abrißkommandos der Royal Air Force bezieht…
DIE PARTEI HAT IMMER RECHT - aber muß sie das gleich singen?

Donnerstag, 3. März
18.23 Uhr, A4

Auf der Fahrt nach Dresden trauen Martina Werner (Familienpolitische Sprecherin), Thomas Hintner (Generalsekretär), Georg Behrend (Wahlkampfleiter) und Martin Sonneborn (Bundesvorsitzender) ihren Ohren nicht: Aus dem Autoradio heraus verspricht ein Moderator jedem Anrufer, der seinen Hund in den Telefonhörer bellen läßt, 50 Euro. Minutenlang erfüllt anschließend dumpfes Gebell den Äther und unterstreicht nachdrücklich die Forderung der PARTEI, mit dem monatlichen Billiardentransfer von West nach Ost müsse nun endlich Schluß sein.


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg