Inhalt der Printausgabe
März 2006
Brauchen wir die Bombe? (Seite 2 von 3) |
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Deutschland braucht eine Atombombe, damit wir eine Regierung oder Interessengruppe, die uns total vernichtet, im letzten Augenblick auch schnell noch total vernichten können. Man stelle sich nur vor: Das moderne Pakistan oder aus Versehen Schweden lassen ihre Atombomben los Richtung Deutschland. Die Flak schlägt Alarm, tut-tut, und in diesem Moment ist sonnenklar: Wir werden alle sterben – ein Skandal. Aaaber: Sofort starten wir unsere Atombomben auch! Effekt: Die anderen werden ebenfalls alle sterben, hihi. Nun ließe sich einwenden, daß, wenn alle tot sind, man Atombomben gar nicht mehr richtig genießen kann: Zwar hätten wir dann vielleicht noch einzwei Stück, aber uns gäb’s nicht mehr, so daß wir letztlich gar nicht wüßten, was da noch Feines im Keller gammelt. Aber erstens gäbe es ja vielleicht noch einige Mullahs oder Franzosen, die unseren Restbestand dann dankbar übernehmen und losschicken könnten, und zweitens möchte ich an den legendären Erich Honecker, pardon: Fromm erinnern, der in seinem Philosophie-Renner »Haben und Sein« die extrem konsumterrorkritische These aufstellte, daß Sein im Grunde viel gehaltvoller und interessanter ist wie Haben, aber – Irrtum! Beweis: Würden Sie gern A-Bombe sein? Schauen wir uns so ein verpfuschtes Leben doch mal an: Bereits als Kind kommt sie in ein dunkles Verlies, sie darf mit niemandem spielen, und nur alle zwei Jahre klettert ein anonymer Vormund im Schutzanzug zu ihr hinunter und lugt ihr in den Hals, wobei sie die Zunge herausstrecken und würgend »Aaahhh!« sagen muß – daher der Name. Doch redet der Vormund ihr gut zu? Hält er sie wiegend im Arm? Geht er mit ihr schaukeln? Pustekuchen. Ensprechend retardiert die Sprachentwicklung: Auch erwachsene, ja greise Exemplare reden praktisch überhaupt nicht; nur wenn sie runterfallen, sagen sie, so wird berichtet, bumm. Noch schlimmer freilich sieht’s in puncto Pubertät aus. Laut Sexualprofessor Volkmar Sigusch haben junge A-Bomben, Buben wie Mädels, nicht nur so gut wie keinen Zugang zum anderen Geschlecht; man wisse auch nicht einmal, ob sie diesen Zugang überhaupt wünschen, schüchtern und menschenscheu, wie Massenvernichtungswaffen gemeinhin seien. Der Professor wörtlich: »Lustig – aber diesen Scheiß soll ich verbraten haben? Ich kündige mein TITANIC-Abo!« (Spiegel 267/05) Und, last but not least, die Berufschancen. Laut neuesten Graphiken kommen auf weltweit kaum 400 Einsatzziele über 25 000 Bewerber, Tendenz steigend. Man spürt es auf den Fluren der Arbeitsämter: Der Konkurrenzdruck nimmt zu, immer mehr Langzeitarbeitslose pfeifen auf die Wartenummern, fudeln sich dreist vor. Solcherart »schmutzige« Bomben, so geht die Mär, kriegen dann von den Bessererzogenen in aller Regel gehörig was auf den Sprengkopf – wie Atombomben überhaupt sehr »unkonventionelle«, sprich kalauerverliebte Wesen sind. Professor Sigusch: »Noch einmal, und ich ziehe die Kündigung wieder zurück!« Puh... Kurz: Bei Atombomben handelt es sich um bedauernswerte Kreaturen, mit denen man keinesfalls tauschen sollte. Mit ihnen haben sollte man allerdings schon – »zum Beispiel Kinder« (Sigusch). Der Sex-Professor resigniert: »Na, wie das wohl gehen soll...« Thomas Gsella |
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