Inhalt der Printausgabe

Juni 2006


TITANIC-WM-Telefon-Terror
»Wir nennen es Fußballweltmeisterschaft...«

(Seite 6 von 12)

Herr Berg, Potsdam
»Ist mir wurscht!«

TITANIC Freuen Sie sich denn, daß wir die WM in Deutschland haben?
Berg Is mir egal! Ist mir wurscht!
TITANIC Gehen Sie zu einem Spiel?
Berg (angewidert) Nee, nee! Meinetwegen soll der Bessere gewinnen und soll Fußball sein. Aber wir haben daran kein Interesse!
TITANIC Wir stehen ja auch unter Beobachtung in den nächsten Wochen, weltweit, viele Medien…
Berg Das glaube ich!
TITANIC Und wir würden Sie einfach bitten, daß Sie sich so ein bißchen zurückhalten und keine Minderheiten prügeln, bis die WM vorbei ist. Oder zumindest nicht öffentlich! Sie wissen ja, wie schnell irgendwo eine Kamera dabei ist…
Berg (eifrig) Ja, nee, also… Ich hab nichts gegen, gegen, hier, wie Sie’s so ausdrücken: Minderheiten, dagegen hab ich wirklich nichts.
TITANIC Also auch nicht gegen, wie Sie es ausdrücken, Schwarze, Negerminderheiten?
Berg Ach, oh, um Gottes willen! Ich hab nichts gegen andere Menschen oder andere Religion oder andere Gesichtsfarbe…
TITANIC Nein, wir haben ja auch nichts gegen die. Aber diese Prüge-leien bei Ihnen in Potsdam, die sind uns momentan ein Dorn im Auge…
Berg Das ist nicht schön!
TITANIC Wenn Sie sich da ein bißchen zurückhalten bis zum 9. Juli gegen 22 Uhr?
Berg Ach, wissen Sie, ich bin über 50…
TITANIC Gute Güte!
Berg Da hat man langsam eine bißchen andere Auffassung von so was!

TITANIC Natürlich, da sind Sie ja wahrscheinlich auch als Kind noch geschlagen worden, was?
Berg (wehmütig) Ach, jaja!
TITANIC Und haben später dafür Ihre eigenen Kinder verdroschen…
Berg (gut gelaunt) Ja, auch, hahaha!
TITANIC Ich versteh das ja auch, wenn einem da mal die Hand ausrutscht!
Berg Na, Sie wissen doch, wenn man über 50 ist, sieht, da hauen sich welche, da kann man sich nicht mehr so einmischen, wa? Kann man nicht!
TITANIC Das ist hart für Sie? Ja?
Berg Das würde nicht drin sein! Das ist nicht drin!
TITANIC Wie sieht es aus mit Ihrer Familie? Prügeln die?
Berg (nachdenklich) Nee. Nö, nee!
TITANIC Wir hätten auch Angebote, es gibt ja auch Interessenten aus Polen, die hier rüberkommen… Daß man sich da so ein bißchen unter Ausschluß der Öffentlichkeit trifft?
Berg Nö, kein Interesse! Nee, überhaupt nicht!
TITANIC Gut, dann nur noch die Bitte: Wenn etwas passiert in nächster Zeit, lassen Sie es aussehen wie einen Unfall. Irgendwo gegengelaufen, Treppe runtergefallen… Nur daß keine Prügelszenen in die Öffentlichkeit gelangen.
Berg Ja, naja, ich mach das ja sowieso nicht mehr. Trifft für mich gar nicht mehr zu!
TITANIC Fein! Dann verlassen wir uns darauf, daß wir von Ihnen nichts sehen in den vier Wochen.
Berg Gut, machen wir, schönen Dank, Herr… Herr…

Herr Berg hat viele schöne Erinnerungen an frühere Gewaltexzesse. Das ist gut. Leider ist er inzwischen zu alt, um selbst noch Hand anzulegen, und von Tradition hält man in der Familie Berg offenbar auch nicht viel. Und das ist nicht so gut, denn für die WM kann man ihn so natürlich nicht begeistern.

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick