Inhalt der Printausgabe
April 2006
Vom Fachmann für Kenner (Seite 5 von 16) |
Selbständig Immer wieder wird man als Selbständiger etwas neidisch beäugt: »Du kannst dir den Tag frei einteilen«, hört man, »du kannst in Urlaub gehen, wann du willst« und so weiter. Ist natürlich alles Quatsch. Man braucht viel mehr Disziplin als ein normaler Angestellter, das fängt schon beim Aufstehen an: Heute, sagt man sich, stehe ich um acht Uhr auf, dann bekomme ich mal richtig was geschafft. Doch um acht ist es noch dunkel, da ist neun schon besser, sehen muß der Mensch ja, dann Frühstück, das geht bis zehn, Zeitung lesen, man will ja informiert sein, geht bis elf. Jetzt aber ran, das Internet gestartet, Mails gecheckt, ein paar Links verfolgt, etwas verdaddelt, schon zwölf, man muß an das Mittagessen denken, essen muß der Mensch, also vorbereiten, Salat machen, essen, voller Bauch studiert nicht gern, kleines Nickerchen dran gehängt. Hoppla, schon 15 Uhr, jetzt schnell einen Kaffee, dann aber ran, bis zum Abend kriegt man noch einiges weggeschafft, doch zack!, das Telefon klingelt, Freund aus Berlin, lange nix mehr gehört, ja, der Streß, und sonst? Muß. Muß vor allem jetzt auflegen, weil die Arbeit ruft, dann die Türklingel, Behinderte mit mundgemalten Karten, Interesse heucheln, zwei Euro spenden, erst mal eine rauchen, was, schon wieder Abendbrotzeit, wie die Zeit vergeht. Und schon wieder dunkel, jetzt aber Feierabend, man soll es ja nicht übertreiben, und gleich kommt doch auch dieser Krimi im Fernsehen. War ja auch ein langer Tag. Jochen Gerken
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