Inhalt der Printausgabe
November 2005
Humorkritik (Seite 6 von 7) |
Wilhelm Knaack |
Wilhelm Knaack, den berühmten und v. a. »ausgezeichneten Komiker«, habe ich leider nie gekannt, sah ihn nie agieren, durfte ihn nie erleben. Obwohl er doch durch die Rollen des Barons im »Pariser Leben«, des Hans Styr im »Orpheus« oder des Notars in den »Braven Landleuten« zu außerordentlichem Ruhm gekommen war. Ganz zu schweigen »von seinem Elsterwitz in ›Pächterin und Barbier‹ von Gumbert« – wer oder was auch immer das nun wieder sein und vorstellen mag. Kunde vom genialen Knaack erhielt ich beim selbstvergessenen Blättern im zehnten meiner sechzehn Bände der Prachtausgabe von »Meyers Konversations-Lexikon« von 1877, als der 1829 geborene Starkomiker aus Rostock wohl noch vergnüglich lebte. Die Meyer’schen Enzyklopädisten jedenfalls muß Knaack in den Wahnsinn gewitzelt haben: »Seinen Namen haben Gastspiele in allen größeren Städten Deutschlands und Österreichs bekannt gemacht. In seinem Spiel steht ihm eine merkwürdige Verschiedenheit der Ausdrucksweisen zu Gebote. In der Posse von einer tollen Lustigkeit, mit einer fabelhaften Beweglichkeit der Glieder, streift er im Lustspiel alles Hampelmannartige ab, und der lange, schlotterige Körper verwandelt sich in eine elegante, frei und sicher auftretende Gestalt, die Karikatur, welche die Lachlust in einem fast bedenklichen Grad erregte, in einen Gentleman mit liebenswürdigem, graziösem Humor. Aber auch einfache, guthmütige Alte weiß er ebenso trefflich darzustellen.« Von einfachen, gutmütigen Langzeitlesern, die Knaack noch persönlich begackern durften, würde ich mir gerne ausführlicher berichten lassen – auch wenn meine Lachlust dadurch möglicherweise in einem schon allzu bedenklichen Grad erregt werden könnte. |
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