Inhalt der Printausgabe
November 2005
Eijne gute Gurke (Seite 2 von 5) |
Kapitel sieben »Kommsch du? Wir wollen eijnkaufen fahren!« ruft mein Schwiegervater und wirft krachend die Haustür zu. Es ist Samstag nachmittag, und mein Schwiegervater ist schon seit halb zwölf wach, hat die Tulpen vor dem Haus gegossen, das Gewächshaus gelüftet, ein halbes Rad Käse gegessen, einen armdicken Joint geraucht und sich ein neues Paar Holzclogs geschnitzt, das er heute abend in die Oper anziehen will. Früher, das heißt, bevor ich meine heutige Frau Döntje traf, hatte ich gedacht, Holzclogs wären ein Mythos Hollands, so wie der Wolpertinger in Bayern oder ein genießbares Bier in Belgien. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß tatsächlich jemand Schuhe aus Holz kaufen, geschweige denn tragen könnte, und schon gar nicht, wenn dieser jemand in einem Stahlwerk am Hochofen arbeitet. Seit ich aber Döntje kenne und seitdem meine Frau mir ihren Vater Heijnrik und seine Frau Antje vorgestellt hat, weiß ich es besser. Heijnrik liebt Clogs, und seit ich ihm ein Paar aus Balsaholz geschenkt habe, mit dem er über Wasser gehen kann, liebt er auch mich. »Du bis’ eijne gute Gurke!« ruft er seither, wenn er zum Ausdruck bringen will, daß er mit mir zufrieden ist. Jetzt geht er schon mal vor das Haus, koppelt den Wohnwagen ans Auto und startet, damit der Motor eine Viertelstunde warmlaufen kann, bevor wir mit Schrittgeschwindigkeit zum zweihundert Meter entfernten Supermarkt fahren.
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