Inhalt der Printausgabe

Mai 2005


"...war einer von uns"
(Seite 4 von 4)

St. Pauli Nachrichten
"Klar machen wir auch normalen Sex. Ohne irgendwelche Spielchen. Einfach nur puren, heißen, schmutzigen Sex. Aber dann überkommt es uns immer wieder, und wir machen ein Rollenspiel. Am liebsten hat es mein Mann Fred, wenn ich ihn wie den Papst behandle: Er liegt einfach nur da und röchelt, und ich poliere ihm den Hirtenstab, bis er die Englein singen hört. Dann drehe ich total durch und hoffe, daß ›er‹ schnell wieder ›aufersteht‹."

Ökotest
Fünf Produkte erhielten das Testurteil "sehr gut", vier schnitten "gut" ab. Die Sublimatlösung von Schlecker überzeugte durch problemlose Handhabung, kann aber, sofern sie mit der Haut des Einbalsamierenden in Kontakt kommt, wegen des enthaltenen Diethylphthalats zu Reizungen führen. In "Dr. Wicker's Leichenfein" stecken dagegen Polyethylenglykole (PEG) oder deren Abkömmlinge. Diese sogenannten Emulgatoren sorgen dafür, daß die Adern des Papstes auch in der Ewigkeit schön elastisch bleiben, machen aber die Haut des Kalfaktors durchlässiger für Schadstoffe, deshalb ziehen wir einen Punkt ab.

Glamour
…ist der Sakral-Style wohl endgültig "gestorben": weißes Käppi von Prada (ca. 490 Euro), ultralange Baumwolltoga von Rena Lange (ca. 1400 Euro), dazu Accessoires wie Hirtenstab und Segenshandtasche - da ist der Frühlingsflirt schon vorbei, bevor er überhaupt angefangen hat. Sex-Faktor: null!

kicker
Gegen alle Regeln der Branche kam das polnische Naturtalent stets durch die Mitte, wobei Wojtyla, den alle respektvoll nur "Papst" nannten, beileibe nicht jede Vorlage verwandelte, schon gar nicht, wenn sie aus dem deutschen Mittelfeld kam (Lehmann!). Seine nationalen und internationalen Erfolge, ob nun im Müngersdorfer Stadion (Köln) oder bei den New York Yankees, sprechen eine deutliche Sprache: Selten hielt es die Fans lange auf den Sitzen, wenn der "Titan" sein Hochamt zelebrierte. Auch wenn man ihn zu Anfang seiner Karriere fast abgeschossen hätte, die Interviews zum Schluß immer unverständlicher wurden und er den heiligen Rasen des Wembley-Stadions nie betreten hat - sein Aufstieg war niemals ernstlich in Gefahr.

Selbst ist der Mann - das Heimwerkermagazin
…läßt sich der Nachbau der Sixtinischen Kapelle mit Werkzeug erledigen, das jeder Heimwerker in der Garage hat: Bagger, Betonmischer, Schippe, Kran, Geodreieck. Tip: Die Doppelgarage besser gleich mitplanen, das erspart später den Abriß und teure "Ausflüge" in den Baumarkt.

Trucker Fernfahrermagazin
Karol war einer von uns. Kilometer um Kilometer spulte er herunter, brummte die Nächte durch, nur um am nächsten Morgen pünktlich am Ziel zu sein, egal ob Ecuador, Paris oder Paderborn. Er transportierte alles: Glauben, Frohbotschaft, Hoffnung, und irgendwie nahm er jeden mit, der am Straßenrand im Regen stand.
Am wichtigsten aber: Immer hat er vorschriftsmäßig die linke Spur blockiert. An ihm kam keiner vorbei.

Gärtner/Nagel/Rürup


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg