Inhalt der Printausgabe
März 2005
TITANIC Sport Alle Wetter (Seite 3 von 3) |
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Nach dem Schiedsrichterskandal: Geht die Ethik flöten?
"Die Zerstörung ist vertraut" Schwarze Schafe gibt es überall - jedenfalls wenn im Schafstall ein Teerfaß explodiert. Aber egal ob Haustürgeschäft, Gebrauchtwagenhandel oder Deutscher Indu-strie- und Handelstag: Auch wenn auf hundert Ehrliche ein Spitzbube kommt, schafft das die hundert Ehrlichen nicht aus der Welt. Josef Ackermann (Deutsche Bank) entläßt trotz eines Rekordgewinns von 6400 Euro 2,5 Mil-liarden Leute, aber die hundert Schalterbeamten, die übrigbleiben, geben uns ehrlicher Auskunft über unseren Saldo, als uns lieb sein dürfte. BDI-Präsident Michael Rogowski plün-dert die Besitzlosen, wo er nur kann, aber seine hundert Butler verrichten anständig ihren Dienst. Und wenn Hans-Olaf Henkel einem Obdachlosen den Schlaf-karton klaut und dann ein Buch drüber schreibt ("Die Macht der Frechheit", Econ), ist es hundert Leuten ehrlich egal. Mindestens! Pauschalurteile und Katastrophenszenarien bringen uns nicht weiter. Deutschland, eine Bananenrepublik? Kaum. Der Absatz der beliebten Südfrüchte ist im letzten Quartal um 3,8 Prozent zurückgegangen, eine Entwicklung, die auch ein Robert Hoyzer kaum wird stoppen können. Vielmehr zeugt es doch von der Stabilität und Selbstreinigungskraft des Systems, wenn auch solche bedrückenden Zahlen ohne Umwege in die Öffentlichkeit gelangen und Horst Köhler in einer bewegenden Rede um Verzeihung bitten kann. Der Skandal, soviel ist richtig, hat weite Kreise gezogen, hat unser Vertrauen in den Fußball, ja sogar in Gerhard Mayer-Vorfelder (100) erschüttert. Aber: Nach wie vor werden die allermeisten Fußballduelle ehrlich ausgefochten, in den unteren Ligen sogar mit Torpfosten, Eckfahnen und Zaun-latten. Da, wo der Fußball zu Hause ist: auf den Schulhöfen und Sandplätzen, in Dorfverein und Oberliga, wird wie eh und je geholzt und geknüppelt, daß es auf einen Elfmeter mehr oder weniger gar nicht ankommt. Und die wirklich "schwarzen Säue" sitzen sowieso eine Etage höher, lassen alles nach ihrer "Pfeife" tanzen und machen sich dabei schön die Taschen voll. Für uns als Fans und Staatsbürger gibt es deshalb keinen Grund, an der Zukunft des Fußballs zu zweifeln: Einem geschenkten Foul schaut man nicht ins Maul, und nach dem Spiel ist auch weiterhin vor dem Nachspiel, da können wir ruhig unseren letzten "Zwanziger" (!) drauf wetten. |
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