Inhalt der Printausgabe
Juli 2005
Briefe an die Leser (Seite 7 von 13) |
Michael Lentz! "Das Köcherinstrument Sprache, das ist letztlich das Unmögliche, das Verunmöglichte." Über diesen von Ihnen verfaßten Satz sind wir kürzlich in der FAZ gestolpert. Was könnten Sie gemeint haben? Wir kommen schon kaum über das obskure "Köcherinstrument" hinweg. Ob das ein Pfeil sein soll? Nein, denn dann hätten Sie ja auch gleich "Pfeil" schreiben können. Und schließlich hat James Stewart 1950 in dem schönen Western "Der gebrochene Pfeil" die Hauptrolle gespielt und nicht in "Das gebrochene Köcherinstrument". Oder haben Sie sich nur vertippt und "Köchelverzeichnis" gemeint? Oder "Kochlöffel"? Ignorieren wir mal den lästigen Köcher, konzentrieren wir uns auf die Kernaussage: "Das Instrument Sprache, das ist letztlich das Unmögliche, das Verunmöglichte." Klingt recht wichtig, und Sie werden zur Belohnung für solche und ähnliche Behauptungen sicherlich sehr bald den Hölderlin-Preis, den Kleist-Preis und, warum nicht, auch den Büchner-Preis einstreichen, aber ganz unter uns, Herr Lentz: Es ist Quatsch mit Soße. Ziselierter Quatsch, das räumen wir gerne ein, aber eben Quatsch. "Das Köcherinstrument Sprache, das ist letztlich das Unmögliche, das Verunmöglichte." Igitte. Seien Sie doch bitte so gut, das nächste Mal Klartext zu schreiben: "Ich, Michael Lentz, besitze als Dichter ein unheimlich feines Gespür für den Sprachzerfall, sehe mich irgendwo in der Tradition von Lord Chandos und Rolf Dieter Brinkmann und möchte mal wieder dafür gekrault und getätschelt werden, möglichst bei einem Festakt mit Streichquartett und Scheckübergabe, vielleicht im Römer oder so, obwohl oder gerade weil mir das Formulieren von Gedanken letztlich schier Unmögliches abverlangt, wenn nicht sogar Verunmöglichtes, was ja fast noch eine Spur geiler ist." Für mehr Ehrlichkeit in der Öffentlichkeit: Titanic
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