Inhalt der Printausgabe
Februar 2005
Humorkritik (Seite 7 von 7) |
McFarlanes Familienduell |
Von all den Serien, die ihre Existenz Matt Groenings Genrebegründerin "Die Simpsons" zu verdanken haben, ist "Family Guy" sicherlich die am geringsten beachtete. Das dürfte zum einen daran liegen, daß es sich dabei um den formal deutlichsten Abklatsch der gelben Familie handelt: dämlicher Vater, hausfrauliche Mutter, drei Kinder, eines davon ein Säugling - strukturell ist dem "Family Guy"-Erfinder Seth McFarlane da wenig Originelles eingefallen. Die schlechte Synchronisation schmerzt hier besonders, da sich bei "Family Guy" unter der konservativen Form und einer naiven Optik ein vergleichsweise größerer Mut zu abwegigen, kontroversen und verstörenden Witzen versteckt, deren Gelingen stark von der verbalen Präsentation abhängt. Diese ist im Original außergewöhnlich gut, vor allem, weil McFarlane, der sämtliche wichtigen männlichen Figuren selbst spricht, zeigt, wie entscheidend Timing und Betonung bei gesprochenen Witzen sind. Weil die Serie lange Zeit Schwierigkeiten hatte, sich sozusagen zu finden und also gänzlich "rund" zu wirken, ereilte sie das gleiche Schicksal wie der "Simpsons"-Spin-off "Futurama": die Absetzung. Das ist knapp zwei Jahre her. Es folgten Fanproteste, Internetpetitionen, eine unerwartet erfolgreiche DVD-Veröffentlichung und, gemeinsam mit "Futurama", eine Wiederholung auf einem kleinen US-Kabelkanal. Diese Stunde war wöchentlich die meistgesehene des gesamten Senders. So gelang "Family Guy" nun etwas nahezu Einmaliges in der amerikanischen Fernsehhistorie: Obwohl die Serie offiziell "abgesetzt" war und damit sämtliche Schreiber, Zeichner, Sprecher, Produzenten vertragslos waren, bekommt "Family Guy" nun eine vierte Staffel; und damit eine neue Chance. Da Hauptproduzent Seth McFarlane und einige seiner Kollegen bereits anderweitig verpflichtet waren, wird es im Frühjahr gleich zwei Zeichentrickserien von ihm geben: Die neue Schöpfung nennt sich "American Dad", bleibt konsequent bei der gleichen Struktur, besitzt aber skurrilere Charaktere: So ist der Vater ein paranoider, ultrarepublikanischer CIA-Agent, der Frau und Kinder terrorisiert, indem er bei jeder kleinen Aufregung die Dienstwaffe zückt. Außerdem im Haus: ein alkoholabhängiger depressiver Alien und Klaus, der Goldfisch mit "a German man's brain" - das Produkt eines fürchterlich mißlungenen CIA-Experiments. Wie das Familienduell zwischen den beiden McFarlane-Produktionen ausgeht? Vielleicht ähnlich eindeutig wie die vorletzte Präsidentenwahl. |
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