Inhalt der Printausgabe

August 2005


POLITIK IM SOMMER
Mensch Angie!
Biographische Schnappschüsse

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Zum Physikstudium geht Angela nach Leipzig. Ihr Tagesablauf ist streng geregelt: Erst ausschlafen bis zwölf, dann kiffen bis drei, anschließend Freibad. Manchmal schreibt sie mit Filzer sogar subersive Sprüche an die Türen der Institutstoiletten: "Da wo eine subatomare Teilchenwolke dampft, da bin ich unverkrampft!" Erst ihr erster Ehemann Ulrich bringt sie auf den Pfad der Tugend zurück und belohnt sie für ihren Verzicht aufs süße Leben mit sexuellen Ausschweifungen, wie sie die DDR noch nicht gesehen hat. Erst als er fordert, "auch einmal das Licht anzulassen", hat Angela genug und läßt sich scheiden, behält aber den Namen Merkel sowie eine Migräne, die ihr auch in den nächsten Jahren gute Dienste leistet.

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Ihre Dissertation mit dem Titel "Die Käsquantenphysik und ihre Auswirkungen auf die sozialistische Schuhproduktion unter besonderer Berücksichtigung von sub-atomaren Teilchenwolken" wird ein Flop, den Mist will nicht einmal die DEFA verfilmen. Angela muß zur FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda umschulen. Jetzt zahlt sich aus, daß sie seit Jahren ein Alkoholproblem hat: Eine Depression hat da von vornherein keine Chance.

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Im Wendejahr 1989 tritt Angela Merkel dem Demokratischen Aufbruch bei und wird Pressesprecherin. Unvergessen ihr Auftritt bei der Gründung des Landesverbandes Niederschlesien: "…hätte ich hier und heute natürlich obenrum etwas anziehen können, meine sehr verehrten Damen und Herren, aber wie heißt es schon bei Paul Pot: ›Mehr Transparenz wagen!‹" Die Ostgebiete bleiben trotzdem verloren.

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1991 wird sie unter Helmut Kohl Ministerin für Frauen, Jugend, Alte, Doofe und gewichtsmäßig Herausgeforderte und setzt sich entschlossen für allerhand ein: heute für dies, morgen für das - je nach Situation und Gusto, im Zweifelsfall wird "der Dicke" (= Helmut Kohl) gefragt. "Politik aus einem Gusto" ist von Anfang an Merkels politische Großvision, ganze Nächte werden hemmungslos durchregiert. Ergebnis: null, aber wenn es auf Ergebnisse ankäme, hätte sie ja gleich Physikerin bleiben können.

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Nach der Spendenaffäre Ende der neunziger Jahre steht die CDU vor einem Trümmerhaufen und braucht unbedingt frisches, unbelastetes Personal. Angela sieht ihre Chance gekommen und greift selbstbewußt nach der Macht: Keck stellt sie ihr Auto auf Helmut Kohls Parkplatz, läßt aus Schäubles Rollstuhlreifen die Luft raus und schreibt ihren mittlerweile legendären Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in dem sie Kohl durch die Blume den Rücktritt nahelegt: "Die Sau muß weg." Daß so jemand dann Parteivorsitzende wird: kein Wunder.

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Was macht Angela Merkel eigentlich privat so? "Meine Leibgerichte sind Grünkohl, Spaghetti Bolognese und Eintopf, mein Lieblingsgetränk: Kaffee" berichtet sie auf ihrer Homepage, ihre Hobbys sind "Wandern, Lesen, Ficken", hoppla: "Gartenarbeit", ihr Lieblingsschauspieler: "Robert Redford". Man kann sagen, Angela Merkel ist eine allseitig entwickelte Persönlichkeit mit einem Schlag bei Frauen und aber auch einfach so.

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Ende Mai 2005 hat es Dr. Angela Merkel, geb. Kasner, endlich geschafft: Der 1984 bestellte Trabant kann abgeholt werden! Fröhlich knattert sie über die Straßen der Uckermark Richtung Kanzleramt, wo sehr bald ein ganz neuer Wind wehen wird. Acht Jahre will sie da bleiben und dann mal sehen. Das Leben ist so voller Überraschungen, da kann man nie wissen. "Ich denke, jeder spürt es", so Angela bereits am 16.6.2005: "Auch heute erleben wir wieder bahnbrechende Entwicklungen. Auch heute steht unser Land wieder an einer entscheidenden Weggabelung. Lassen Sie uns heute aber nicht zuerst mit den Schwierigkeiten unseres Landes beginnen. Lassen Sie uns anders beginnen. Mit dem Klang dieses Landes." Und der geht: öchel-öchel.

Aufgezeichnet von Stefan Gärtner und Oliver Nagel



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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt