Inhalt der Printausgabe
April 2005
Humorkritik (Seite 8 von 8) |
Eisbecher Episkopal |
An einem Wochenende im Oktober letzten Jahres meldete die von mir gern gelesene Seite "Christliche Welt" in einer Tageszeitung, daß die Theologenkommission des Vatikans innerhalb der nächsten fünf Jahre klären will, welches Schicksal ungetaufte Kinder nach ihrem Tod erwartet. Eine Frage, die bekanntlich "nicht eindeutig geklärt" ist. Im Mittelalter hat man angenommen, daß es für die armen Kleinen einen eigenen Bereich außerhalb von Himmel, Hölle und Fegefeuer gibt. Im gültigen Katechismus steht wiederum zu lesen: "Das große Erbarmen Gottes, der will, daß alle Menschen gerettet werden, und die zärtliche Liebe Jesu zu den Kindern berechtigen uns zu der Hoffnung, daß es für die ohne Taufe gestorbenen Kinder einen Heilsweg gibt." Der Berechtigungsschein ist also durchaus noch keine Garantie. Traurig genug, daß hier nicht noch vor der Seebebenwelle ungeweihten Meerwassers eine Entscheidung heranreifte. Aber keine Sorge, alles bleibt notiert in Santa Casas heiligen Registern. Der "Humor im schwarzen Habit" treibt ja immer wieder Geiltriebe aus, die dem Betrachter kitzelnd in die Seite fahren. In diesem Falle sogar auf der gleichen Seite, unter der o. g. Meldung und der Überschrift "Auch Gottes Liebe geht durch den Magen". Jüngst hat nämlich Diakon Helmut Knörzer vom St. Josefshaus im oberbergischen Reichshof-Eckenhagen eine Kochbuch- idee entwickelt, weil er Jugendlichen aus Litauen die Reise zum Weltjugendtag nach Köln ermöglichen will. Heraus kam das Buch "Was Leib und Seele zusammenhält", welches "Rezepte, Tischgebete und Anekdoten deutscher Bischöfe" versammelt. Joachim Kardinal Meisner löffelt gern, so erfahren wir, Graupensuppe mit Mettwurst, und Heinz-Josef Algernissen, dem Bischof von Fulda, kann gar nicht genug Seezungenröllchen in Weißweinsauce ins Gebetsmäulchen einfahren. Kardinal Lehmann bevorzugt "Forelle Henne Strand", was, wie die Katholische Nachrichtenagentur leise kichernd schreibt, "abenteuerlicher klingt, als es sich im Rezept liest". Die Anekdoten stammen vom Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann (Sauerbraten). Beispiel: Der Passauer Oberhirte Wilhelm Schraml (Pilzsauce mit Knödeln) ist schuld daran, daß man bei sommerlichen Temperaturen im Restaurant des Passauer Kolpinghauses den Eisbecher Episkopal bekommt. Ende. Das macht Lust. Wenn ich einmal in Passau bin, werde ich im Kolpinghaus vorsprechen: "Bringen Sie mir den Eisbecher Episkopal, gute Frau!" Ach was, ich werde es in allen deutschen Eisdielen versuchen. Das Leckwürdig- Rühmenswerte in unseren Erzdiözesen muß weitergetragen werden. |
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