Inhalt der Printausgabe
April 2005
WAHLKAMPF AKTUELL "EKLAT AUF DER PRAGER STRASSE" (Seite 2 von 5) |
Freitag 4. März 11.00 Uhr, Dresden, Prager Straße An einem sonnigen, eiskalten Vormittag bauen die PARTEI-Mitglieder ihren Wahlkampfstand mitten in der Zonenfußgängerzone von Dresden auf. Da die 49-Euro-Anzüge von C&A für Temperaturen unter null Grad definitiv nicht ausgelegt sind, ziehen Behrend und Sonneborn los, um drei lächerlich gelbe Schals und drei seriöse Winterwahlkampfjacken zu erwerben. Und weil die Ortsgruppe Dresden wegen universitärer Prüfungen geschlossen fehlt, werden die Spitzenpolitiker in der Prager Straße von den PARTEI-Sympathisanten Anacker und Tautz aufs feinste unterstützt: Neben der Flasche Korn, die erste Passanten an den obligatorischen Tapeziertisch ziehen soll, haben sie Plakatständer, einen nahezu riesigen Sonnenschirm und einen überlebensnotwendigen Heizpilz organisiert. Dazu noch vier Miniaturmodelle der Frauenkirche und zwei Hämmer - so besteht die Möglichkeit, blutleere politische Visionen in der Praxis anschaulich zu unterfüttern. |
AGITATION im Bilderstürmerstil
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11.10 Uhr Auf dem Sonnenschirm ist die Marlboro-Reklame notdürftig mit PARTEI-Aufklebern überklebt, drei Plakate stehen mitten auf der Straße: "Aus alt mach neu!", "Abriß jetzt! Steine für die neue Mauer!" (mit einem Artikel der Dresdner Morgenpost) und der Klassiker "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen. Außer uns. Die PARTEI". Sofort kommen die Dresdner und schauen. Jedenfalls zwei. Ein etwa 50jähriges Pärchen blickt staunend auf die Plakate und wendet sich dann ein wenig ungläubig ab. "Haben Sie Fragen?" ruft ihnen der PARTEI-Vorsitzende nach. "Nein, wir haben Urlaub." Während zwei Twens abwartend herumstehen, tritt wenig später ein älterer Mann mit Skimütze heran. Vorsichtig erläutert Wahlkampfleiter Behrend das PARTEI-Konzept: "Wir von der PARTEI wollen die Frauenkirche wieder so ein bißchen zurückbauen…" Man sieht der Skimütze an, daß die Versuche, das Gehörte richtig zu verarbeiten, nicht von Erfolg gekrönt sind. "Das hat auch den Vorteil, daß die Frauenkirche hinterher wieder diese wunderbare Ruine ist…" "Ach so", nickt der Sachse erleichtert, "ja, dieser Meinung war ich auch, das sollte man als Mahnmal stehen lassen! Aber die PARTEI? Davon hab ich noch nie gehört." "Wir sind eine junge Partei, wir sind erst seit August dabei, das Schröder-Regime abzulösen." - "Die SPD, das hat weder was mit sozial noch mit Demokratie zu tun. Und die CDU doch auch nicht!" - "Das haben Sie sehr schön erkannt, deswegen ist die PARTEI ja auch so wichtig. Hätten Sie Interesse, Verantwortung zu übernehmen?" - "Öh, ich hab im Moment wenig Zeit, ich muß weiter, auf Wiedersehen!" |
"LECKER, SCHNAPS!"scheint dieses Bild zu sagen
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