Inhalt der Printausgabe
November 2004
Humorkritik (Seite 4 von 8) |
Komikwörter |
Daß im Deutschen i. d. R. recht unkomische, knarzende Wörter benutzt werden, um mehr oder weniger komische Werke und Aufführungen zu charakterisieren, ist keine ganz neue Einsicht. Die berühmten "ätzenden" und "bissigen", "mit spitzer Feder geschriebenen" Satiren regen zum "Schenkelklopfen" an, "löcken wider den Stachel", "spießen Mißstände auf", "legen den Finger in die Wunde" und sind oft ja auch "doppelbödig", was wohl heißt, daß sich der ausgesprochen tiefere Sinn des lustigen Geschnatters demjenigen erschließt, der durch den doppelt bebenden Brettlboden kracht und richtig auf die Fresse fällt. Der gelungene Witz, meint der Volkspressemund zudem unverdrossen, sei "zwerchfellerschütternd" oder lasse einem "das Lachen im Halse stecken". Hört man die Volksgenossen dann noch von "Lachsalven" und ähnlichen Komikkalibern daherbrabbeln, dürfte kaum länger von der Hand der Erkenntnis zu weisen sein, daß die Deutschen das Komische und seine Wirkungen, also zumal das Mildernde, Tröstende, Kalmierende der Komik, scheinbar ausschließlich durch Metaphern des Schmerzes, der Gewalt, der Verletzung und der Drohung zu fassen vermögen und dergestalt lauthals lachend leugnen. Und das leuchtet mir mit Blick auf so manche ernsthafte historische Unternehmung der Deutschen alles doch wieder mal sehr ein. |
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