Inhalt der Printausgabe
Mai 2004
Humorkritik
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Helge Schneiders Jazzclub |
Wie schrieb ich noch an dieser Stelle im Februar 1997, nach stattgehabter Besichtigung des Helge-Schneider-Films "Praxis Dr. Hasenbein" so richtig wie schwer widerlegbar? So: "In nächster Zeit möchte ich mir keinen weiteren Schneider-Film anschauen. Ich bin bestens bedient." Dies freilich angesichts des massierten Schneiderschen Filmausstoßes im Zweijahrestakt: "Texas" (1993), "00 Schneider" (1995) und dann der Hasenbein-Film. So hatte selbst Schneider fast sieben Jahre lang ein Einsehen und rundet erst jetzt, mit "Jazzclub - Der frühe Vogel fängt den Wurm" das filmische Werk zum quasi in sich geschlossenen Pentachord. Denn mit der Geschichte vom erfolglosen Jazzmusiker Teddy Schu (Helge Schneider), der sich als Zeitungsausträger, Fischverkäufer und Frauenbeglücker im Auftrag der "Agentur Senora Fuck" durchschlagen muß, knüpft er wieder an seine filmischen Anfänge als absteigender Elektriker und aufstrebender Schlagersänger "Johnny Flash" von 1987 an (Regie: Werner Nekes). Abermals werden wir, wie schon siebzehn Jahre zuvor, im angenehm ranzigen Kosmos von Mülheim an der Ruhr ausgesetzt und begegnen, ohne daß ein erkennbares Script den Ablauf störte, mit schöner Unausweichlichkeit den schneidernotorischen Lemuren und Kumpanen: Charlie Weiß, der "liebe Gott" aus "Texas", darf den balldribbelnden Penner geben, Peter Thoms, der Schlagzeuger der Schneider-Band Hardcore, muß als Heftpflasterverkäufer ran, der großartige Andreas Kunze wird leider in einer uninteressanten Nebenrolle verheizt, und der unerreichbare Helmut Körschgen fehlt sogar ganz. Lebt er überhaupt noch? Dafür entschädigt Schneider abermals mit ragend komischen Filmstudien aus der Welt der Kleinkapitalistik, mit einer außerirdisch lustigen Udo-Lindenberg-Parodie und, in der guten Tradition der Hasenbein-Dokterei, mit meiner Lieblingsszene: "Hier Professor Henry, orthopädische Praxis für Doofe." Nach "Hasenbein", so hörte ich, wollte Schneider eigentlich gar keinen Film mehr machen; er ließ sich aber mit der Aussicht, eine Art autobiographischen Heimatfilm machen zu können, wieder breitschlagen. In tiefer Dankbarkeit für "Jazzclub" äußere ich nun, siehe oben, die Hoffnung, daß er bei seiner ursprünglichen Absicht bleiben möge. Ich bin bestens bedient. |
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