Inhalt der Printausgabe

Juni 2004


TITANIC Telefon-Terror
(Seite 3 von 4)

Ilse Falk, CDU

"Wer's glaubt, wird selig!"
Falk ...Sie sind Büroleiter bei Herrn Benneter? Und nach welchem System rufen Sie Leute an?
TITANIC Wir sprechen mit weiblichen Abgeordneten der konservativen Parteien. Insofern begleiten wir ein bißchen die Entscheidungsbildung, weil es ja auch für die Frauen in Deutschland eine entscheidende Wahl sein könnte.
Falk Ich wähle als Frau Herrn Köhler, weil ich ihn für einen fähigen Mann halte, der auch die Interessen der Frauen vertritt. Meinen Sie eigentlich wirklich, daß das der richtige Weg ist, wenn Sie als Büroleiter des Parteisekretärs die Abgeordneten anrufen, die weiblichen?
TITANIC (ausweichend) Ich denke, es ist der richtige Weg, wenn es der Sache der Frau dient.
Falk Ja, das ist schön gesagt! Wer's glaubt, wird selig! Und von den sozialdemokratischen Frauen hab ich noch überhaupt nichts gehört, gar nichts! Das wäre ein angemessenerer Weg, aber doch nicht über das Büro des Generalsekretärs!
TITANIC (getroffen) Nur weil ich ein Mann bin? Aber derzeit wird in der Politik eben noch sehr viel von uns Männern bestimmt.
Falk Da müssen Sie doch jetzt nicht als Mann meinen, Sie wüßten besser als die Frauen, wer nun der beste Kandidat ist.
TITANIC (pathetisch) Ich möchte ja nur sensibilisieren für die Möglichkeit, jetzt auch mal ganz als Frau zu wählen und die richtige Entscheidung zu treffen...
Falk (giftig) Herr Schopmann, ich bin parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, ich werde mit Sicherheit die richtige Entscheidung treffen! Und mit der Vertraulichkeit, das überlege ich mir noch mal!

Veronika Maria Bellmann, CDU

"Aber häßlich ist er auch nicht!"
TITANIC ...oder als Frau?
Bellmann Ich wähle immer als Mensch und Bürger, wenn Sie das interessiert.
TITANIC Würde es etwas bringen, wenn ich sage, daß wir es zutiefst bereuen, daß wir Frau Schipanski damals nicht unterstützt haben?
Bellmann Das bringt nix, weil das kann man immer schön sagen, wenn man glaubt, jemanden auf seine Seite zu ziehen. Das mag ja ein Schachzug sein, aber kein besonders geschickter.
TITANIC (fast flehend) Vielleicht war die Zeit damals noch nicht reif genug. Aber vielleicht ist die Zeit jetzt reif, zusammenzustehen, auch als Frau!
Bellmann (trotzig) Aber ich muß trotzdem persönlich von der Person überzeugt sein!
TITANIC Und daß Frau Schwan optische Vorteile hätte, daran würden Sie nicht denken?
Bellmann Dann wären wir ja schon wieder im Klischee von Frauen, wenn es um die Optik geht!
TITANIC Ich verhehle auch nicht, zu sagen, daß Herr Rau optisch keine würdige Erscheinung ist. Und daß es endlich Zeit ist, daß eine jüngere, würdevollere, noch lebendige Erscheinung präsentiert wird, damit man im Ausland nicht über uns lacht!
Bellmann Ja, das ist schon wahr. Aber das spiegelt die Bevölkerung wider, es kann nicht jeder jung und schön sein! Aber was ist schon schön?
TITANIC Na, Herr Köhler ja wohl nicht!
Bellmann Nee, aber häßlich ist er auch nicht.
TITANIC Also nicht häßlicher als Bundespräsident Rau.
Bellmann Na, also da ist schon ein Unterschied! Aber gut, wollen wir jetzt mal nicht nach solchen Dingen gehen, das sind reine Äußerlichkeiten.
TITANIC (mahnend) Gut, aber Sie wissen schon, daß bei der Wahl jeder nur seinem Gewissen verpflichtet ist?
Bellmann Also ich glaube, so intelligent bin ich schon, ich komme aus der Bürgerrechtlerszene und lasse mich in der Regel sowieso schlecht in Parteigrenzen zwingen, was meinen Vorgesetzten, also Vorgesetzte hab ich ja keine, aber meinen Parteivorsitzenden, Fraktionsvorsitzenden schon immer Mühe bereitet. Also ich hab da durchaus einen freien Geist!
TITANIC (erfreut) Wir zählen auf Sie...

Gitta Connemann, CDU

"Ich bin selbst Parteistrategin!"
Connemann ...ich bin nicht bereit, jemand zu wählen, bloß weil er eine Frau ist. Das ist für mich kein Argument, ich bin ja selbst eine Frau.
TITANIC Ja.
Connemann Ich bin nicht bereit, Gesine Schwan, die sicherlich 'ne sympathische Figur ist, die mir aber weiter nicht bekannt ist, nur zu wählen, weil sie eine Frau ist. Das würde ich sogar für mich als Frau als Rückschritt empfinden.
TITANIC Obwohl das die Position der Frauen in Deutschland stärken würde?
Connemann Nein, würde es nicht. Die Position der Frauen in Deutschland würde es stärken, wenn sie eine weibliche Kanzlerin bekommen würden.
TITANIC Aber das steht ja jetzt nicht zur Debatte.
Connemann Das wird irgendwann zur Wahl stehen, das wissen Sie auch. Deswegen hat Herr Schröder Frau Schwan ja auch ins Gespräch gebracht.
TITANIC Das wird immer so interpretiert in den Medien, aber...
Connemann Naja, ich bin selbst Parteistrategin, da brauchen wir beide uns nicht… Das ist auch Herrn Benneter und meinen ganzen Kolleginnen klar. Ich weiß natürlich relativ genau, weswegen Schröder das jetzt gemacht hat.
TITANIC (abweisend) Wie sind Ihre Vermutungen da?
Connemann Verhinderung von Angela Merkel, Verhinderung einer weiblichen Bundeskanzlerin. Gerade Gerhard Schröder hat sich zuwenig für Frauen eingesetzt bisher!
TITANIC Aber glauben Sie denn nicht, daß man sich bessern kann?
Connemann Nee! Nee, bei Herrn Schröder glaube ich das nicht! Er hat Frau Schwan alleine aus dem Hut gezaubert. Und daß es bei Ihnen im Kern wahnsinnig geknirscht hat, also dafür haben wir auch unsere Leute und wissen das natürlich. Und deswegen werde ich Herrn Köhler mit großer Überzeugung wählen. Gerade, weil ich eine Frau bin...


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt