Inhalt der Printausgabe

Januar 2004


Aus der Serie "Kommunisten helfen Wirtschaftsführern"
Goethe und sein Ackermann
(Seite 3 von 5)

Aktionsaufsichtsrat Sonneborn hat derweil zwei junge Studentinnen und einen bestimmt dreißigjährigen Langzeitstreber mit Doofibart am Wickel. Ob sie eine Soli-Postkarte schreiben wollen? "Nein", entgegnet der bärtige Nichtsnutz, "wir wollen nicht."
 

"He", schießt Ex-Student Sonneborn scharf retour, "ihr seid ja überhaupt nicht engagiert!" "Wir sind wohl engagiert! Z.B. gegen Stu-dien-gebühren!"
"Ja, wenn es um Geld geht!" erkennt Sonneborn ganz richtig und kommt den Abzockern auf halbem Weg entgegen: "Gut, ich biete euch einen Euro für jede Karte, die ihr schreibt."
"Nein, machen wir nicht, oder?" Die Mädchen schütteln den Kopf.
 

Aber da haben sie die "Rechnung" natürlich ohne den "Wirt" (i.e. M. Sonneborn, 38) gemacht: "He, ihr seid Studenten, ihr habt eine ganz klar definierte soziale Rolle: Ihr müßt einfach alles unterschreiben und jeden Scheiß mitmachen. Wenn ihr das nicht mehr macht, seid ihr gesellschaftlich überflüssig!"
Aber 20 Jahre Kuschelpädagogik haben die Diplomjunkies kalt wie (kalter) Hundekot werden lassen: "Ey! Kannst du nicht akzeptieren, daß wir nicht wollen?"
"Dochdoch, selbstverständlich. Sag das doch gleich!"
Und Ackermann darf weiter schmoren.
 


Was gerade nichtstudentische alte Schachteln scheint's zum Totlachen finden. "Ich bin überzeugt, daß er es nicht getan hat, hahahaha!" gibt sich die Spätrentnerin mit sympathisch vergoldeter Brille und pastellfarbenem Allwetterblazer aus widerstandsfähigem Polyester hemmungslos und hält Ackermann, wie wir ja schließlich auch, für das Opfer einer Verschwörung. Nicht weniger spaßig ist ihr Vorschlag, die Deutsche Bank könne doch, wenn die Regierung so weitermacht, "nach Österreich auswandern". Schließlich leide "das Ansehen ganz Deutschlands, wenn er das wirklich getan haben sollte. Aber er war's ja nicht, gottseidank! Hehehehe! Der Dumme ist doch wieder der Bürger! Die Kunden der Deutschen Bank werden es ausbaden müssen! Alles von unseren Steuergeldern!" empört sie sich unvermittelt und lacht dem jungen Mann neben sich offen ins Gesicht, als dieser fragt: "Who the fuck is Ackermann?" - "Hahaha! Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank! Ha!"


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg