Inhalt der Printausgabe

Februar 2004


Das unredigierte Interview
"Ein Karussell ist ein Gerät, das sich dreht..."
(Seite 2 von 4)

Beeindruckt kommen wir vor einem der führenden und modernsten Karussells überhaupt zu stehen: dem Space Roller.

TITANIC Was ist denn das, Space Roller?
Octo Der Space Roller, das ist immer noch eines der führenden und modernsten Karusselle, verfügt über drei Achsen, zwei aktiv, eine passiv. Durch die Schrägstellung der Hauptachse im Winkel von ca. 45 Grad wird aber nahezu der Effekt von vier Achsen erreicht. Also hier wird mit wenig Achsen und viel Schräglage ein maximaler optischer und fahrdynamischer Effekt erzielt.
TITANIC (verwirrt) Aha. Und was sind Aktivachsen, und was sind Passivachsen?
Octo Aktivachsen sind solche Achsen, die von einem Motor gleichmäßig angetrieben werden. Passive Achsen sind solche, die einfach schwingen und die keinen Motor haben, höchstens bei manchen Karussellen eine Bremse. Passive Achsen haben keinen Motor.
TITANIC Wie findest du den Preis von 3 Euro für dieses Fahrerlebnis?
Octo Am Familientag wäre der Preis vielleicht ein bißchen zu hoch gewesen, 2,50 Euro wären angemessener. Aber weil das Karussell immer noch wunderbar aussieht, bestens gepflegt ist und quasi wie neu wirkt, ist dieser Preis durchaus in Ordnung!

 
Irgendein Karussell


TITANIC Was für ein Baujahr schätzt du?
Octo (überlegt) Das dürfte Baujahr 1997 sein.
TITANIC Wieviel Kilowatt oder PS hat das Ding?
Octo Das kann ich jetzt so nicht sagen, aber das sind gar nicht so viel. Ich kann nur schätzen. Wahrscheinlich nicht mehr als 150 Kilowatt für den Antrieb. Dazu kommen aber noch sehr viele Kilowatt für die Beleuchtung. Das wird getrennt betrachtet.
TITANIC Und wieviel g wirken hier auf den Benutzer?
Octo Also, bei dem Karussell kann ich es nicht sagen. Das können generell bei Karussellen bis zu 5 g sein, in der Regel sind es aber so 3 bis 6 g.
TITANIC Was gibt es eigentlich noch für technische Angaben, wenn man Karussells vergleicht?
Octo Also, das eine ist eben die Zahl der Achsen, Anzahl der aktiven, angetriebenen und Anzahl der passiven, mitschwingenden Achsen. Das andere ist natürlich, inwieweit der Fahrablauf variiert werden kann, und das ist beim Space Roller im besonderen Maße der Fall. Hier ist eine sehr variantenreiche Fahrt möglich, denn es kann ja auch einmal eine Achse stehenbleiben und trotzdem bei der Gondelrotation ganz oben dann eine eindrucksvolle Fahrt entstehen. Und dieser Wechsel von verschiedenen Fahrzuständen ist bei einigen Karussellen von sehr großer Bedeutung, etwa beim Space Roller. Beim Wellenflug dagegen z.B. kann man nicht soviel abwechseln. Da kann man im Grunde nur schneller und langsamer stellen und auf zwei Etagen, aber beim Space Roller kommt es sehr darauf an, daß die verschiedenen Fahrzustände intelligent kombiniert, aneinandergereiht und abgewechselt werden.
TITANIC Ja.

 
Geschickte Sitzplatzwahl schützt vor kardanisch gelagerter Zentrifugalkraft

Octo Beim Space Roller und auch bei den baugleichen Karussellen Top Scan, Salto Mortale und Skater ist es tatsächlich möglich, das Fahrtempo als Fahrgast selbst zu wählen, mit geschickter Sitzplatzwahl. Wenn man nämlich außen einsteigt, erlebt man die schnellste Fahrt, steigt man dagegen innen ein, nahe der Drehachse, sind die Zentrifugalkräfte wesentlich geringer. Also, wer vorsichtig ist, sollte, auf jeden Fall bei der ersten Fahrt, erst einmal innen Platz nehmen, und wenn er dann noch eine weitere Steigerung möchte, fährt er beim nächsten Mal ganz außen mit.
TITANIC Ja.
Octo Die Dekorationen sind ebenfalls sehr unterschiedlich, und vor allem die Rückwände sind bei baugleichen Karussells oft von ganz verschiedenen Künstlern bemalt. Da ist nämlich in der Regel kein Druck, sondern es ist ein echtes Gemälde von einem Künstler.
TITANIC Gibt es da mehrere Künstler?
Octo Es dürften in Deutschland schon so wahrscheinlich etwa sieben führende Karussellmaler sein, also allzuviele sind es nicht. Es sind wahrscheinlich nicht mehr als ein Dutzend. Dazu kommen natürlich noch Gelegenheitsmaler, die kleine Imbißstände usw. bemalen, aber Karussellmaler gibt es wahrscheinlich nicht mehr als zwölf, fünfzehn in Deutschland.


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt