Inhalt der Printausgabe

Dezember 2004


Arafat - Terrorfürst mit Herz
Von STEFAN BLIESWOOD und OLIVER KÖRZDÖRFER
(Seite 2 von 2)

 
Musikfreund: Arafat liest die Partitur der Oper Al-Aida

1974. Arafat spricht, nur mit einer Pistole bekleidet, vor den Vereinten Nationen: "Der Tag der palästinensischen Einheit muß als Feiertag erhalten bleiben." Tumulte. Arafat nutzt sie geschickt, um einen Apfel zu essen. Arafat, der Taktiker.
Bei einem DDR-Besuch drei Jahre zuvor flirtet er mit -Margot Honecker. Sie verliert die Nerven, bekommt Zwillinge: Egon, Franzi. Arafat flieht mit unbekanntem Ziel (Palästina). Arafat, der Fuchs. "Er las gerne Gedichte", erinnert sich sein Freund Mirco Libanontschew. "Aber nur, wenn sie sich reimten. Am liebsten die von Thomas Gsella." Arafat, der Idiot.

***

Arafat, Mann der Widersprüche: Von außen schmuddelig und unrasiert, aber sein Schweizer Nummernkonto dauernd überzogen. Er riskierte ständig eine dicke Lippe, aber nur bei anderen: Scharon, Clinton, Papst. Wer was von ihm wollte, mußte anrufen. Dann ging er ran. Oder der Anrufbeantworter. Sicher war nichts bei Arafat. "Eigentlich kenne ich diesen Mann gar nicht", sagt Ehefrau Suha und betrachtet zärtlich ein Foto. "Hugo Egon Balder, wer soll das sein?"
1994 erhält Arafat den Friedensnobelpreis für Chemie: Er hat einen Sprengstoff erfunden, der macht, daß die Hose nicht rutscht. Vom Preisgeld kauft er sich ein Häuschen auf dem Tempelberg in Jerusalem. Als Israels Ministerpräsident Scharon auf einen Überraschungsbesuch vorbeikommt, ist Arafat nicht angezogen. Kommt es zum Sex? "Es ist nichts passiert, was der andere nicht gewollt hätte." Rätsel Arafat.

 
Arafat am Ende:Das letzte Foto vor seinem Selbstmordattentat im KFC von Gaza-Stadt

***

Drei Schicksalsszenen prägen sein Leben:
  • Beim Sommer-Grillfest der Al-Aksa-Brigaden verliebt er sich in einen Triple Bacon XXL Cheeseburger mit Gürkchen. "Ihn zu essen war die wichtigste Entscheidung meiner politischen Laufbahn."
  • An seinem vierzigsten Geburtstag erwacht er mit dem schlimmsten Kater seines Lebens: "Er biß, kratzte und pißte alles voll. Nie wieder Haustiere!"
  • Sein erster Urlaub im Feriencamp David. Hier lernt er Renate Ramallah kennen, erforscht ihre autonomen Gebiete. Unruhe im Gaza-Steifen.


 
Der Palästinenserführer mit seinen engsten Vertrauten Uzi und Ouzo (v.r.n.l.)

***

Das Testament eines der wichtigsten Männer unserer Zeit: "Ich will, daß meine Leiche verbannt wird. Am liebsten nach Sibirien." Bei seiner Beerdigung sollen die Haltdenrandfichten sein -Lieblingslied spielen: "Lebt denn der alte Holzkopfmichl noch?" Gemeint ist Scharon. Arafat, der Unversöhnliche.
Was wird von ihm bleiben? Seine Tochter Zahwa. 800 Mio. Euro. Und der Traum von einem freien Palästina, in dem die Frauen arbeiten und die Männer den ganzen Tag Tee trinken.
Arafat, der Kämpfer, starb im Bett.
Ätsch.


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt