Inhalt der Printausgabe
April 2004
Vom Fachmann für Kenner (Seite 14 von 16) |
Mein Hamster Das Rad, in dem so munter er sich stets bewegte - seit Tagen stand es still! Erst dachte ich, er sei nur faul geworden, der kleine Pupser, denn nichts als faule Möhren und Kartoffeln gab ich ihm je zu futtern. Doch nach einer Woche, in der sich gar nichts regte, bekam ich's mit der Angst und legte in banger Hoffnung buntes Naschwerk neben ihn. Allein, Hamsterbacke blieb ganz ungerührt: das Köpfchen in die Armhöhle gekuschelt, Augen zu, das Mäulchen weit und schief geöffnet. Tagtäglich prüfte ich nun anhand des feinen Käfiggitterrasters, ob denn die dicke Fellkugel nicht doch sich atmend auf und ab bewege, entschied jedoch gut einen Monat später schweren Herzens: Feuerbestattung. Einmal noch strich ich mit zarter Hand über das weiche Haarkleid, um das herum ich frisches Stroh und Trockenblumen liebevoll verteilt hatte, und ließ sodann - freilich ohne daß ich hätte hinsehn können - in eine Käfigecke ein entflammtes Streichholz fallen. Schon rollte aus meinem Auge eine große heiße Zähre (darin sich das Inferno eindrucksvoll gespiegelt haben dürfte…). Plötzlich aber sprang der Ratz jäh quiekend auf und lief mit (leicht nur) qualmendem Pelz wie eben ein Besengter in alle vier der Himmelsrichtungen zugleich. Ich griff das brennende Gehege, stürzte damit in die Dusche - und brauste Brand und Nager nieder. Die Löschung war noch kaum getan, sann ich schon auf Vergeltung für die böse Täuschung, wollte mich rächen an dem tückischen Tier und rief: "Dich wring ich aus wie einen alten Schwamm!" und fühlte seinen steifen Leib und sah die winzig roten Augen - da fiel mir's triefend doch noch ein: Das Biest, es hatte Winterschlaf gehalten! Claudio Gutteck
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