Inhalt der Printausgabe

April 2004


Mithilfe ist Bürgerpflicht!


Liebe TITANIC-Leser!

WIR ALLE WISSEN SEHR WOHL - ENT-WEDER AUS EIGENER ERFAHRUNG IM SAND-KASTEN, SPÄTESTENS ABER AUS DEM Erdkunde-Unterricht -, daß unser Land nicht über nennenswerte Bodenschätze verfügt.

Martin Sonneborn
Martin Sonneborn
Aus diesem Grund ist es für Deutschland enorm wichtig, stets an der Spitze der technischen und wissenschaftlichen Entwicklung zu stehen; das eklatante Versagen von Politik und Wirtschaft im Falle Toll Collect darf also keinesfalls toleriert werden. Deshalb haben wir im vergangenen Monat (TITANIC 03/2004) von den Bürgern fast unbemerkt ein idiotensicheres Mautsystem getestet, das eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft demonstriert und ohne größere Investitionen, zusätzlichen Computerquatsch oder Kassenhäuschen auskommt.

Ohne Sie jetzt zu sehr mit technischen Details belasten zu wollen: Das TITANIC-Mautsystem basiert auf der banalen Idee, daß einfach jeder, der irgendwo einen Lastwagen sieht, diesen über das Internet an Manfred Stolpe (manfred.stolpe@bmvbw.bund.de) meldet. Der Verkehrsminister und seine Sekretärin Frau Hagemann (manuela.hagemann@bmvbw.bund.de) tragen die sensiblen Daten dann in irgendwelche Gitterkreuze ein, stecken kleine bunte Fähnchen in die Wandkarte und schicken am Monatsende den Speditionen eine Rechnung.


Unsere Erfahrungen aus dem Testbetrieb zeigen, daß das System durchaus exportfähig ist und weltweit eingesetzt werden kann. Denn neben Hunderten von LKWs, die u.a. aus Berlin, Heidelberg, Dortmund oder von der A40 bei Mülheim gemeldet wurden (teilweise sogar mit dem Namen des Fahrers: "Dieter", "Manfred", "Bernie"), erreichten uns auch einige Rückmeldungen aus dem Ausland. So wissen wir nicht nur von Lastwagen, die am Fenster von Dr. Joachim Rinna in Cardiff vorbeifuhren, sondern besitzen dank der Mitarbeit von Michael Schoppe auch Fotos von Transportern, die Beilun, Ningbo, China in Richtung Norden (Deutschland) verließen.

Nach erfolgreichem Abschluß der vierwöchigen Testphase möchten wir nun den Betrieb auf ganz Deutschland ausdehnen und uns damit gleichzeitig um die Neuausschreibung des Maut-Auftrages bewerben. Aber dazu brauchen wir Ihre Unterstützung: Bitte melden Sie ab sofort jeden LKW, den sie sehen, dem Verkehrsministerium. Ein Formular dafür haben wir unter www.titanic-magazin.de für Sie bereitgestellt.

Herzlichst, Ihr Martin Sonneborn





Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg