Inhalt der Printausgabe

September 2003


Humorkritik
(Seite 6 von 9)

Unnatürlich blond

Frauen haben's in Hollywood schwer. Gute Parts - Hauptrollen gar - sind rar; und bevor es die gibt, muß man sich als Flittchen- und Schlampen-Darstellerin hochdienen. Sharon Stone zum Beispiel wollte ihren legendär hohen Intelligenzquotienten unter Beweis stellen, indem sie sitzend die Schenkel übereinanderschlug, ohne vom Stuhl zu fallen ("Basic Instinct"). Das Experiment glückte, aber genützt hat es ihr wenig; sie gilt auch heute noch zuvörderst als Sexsymbol.
Nur wenigen Schauspielerinnen gelingt es, die Regeln zu befolgen und dennoch zu gewinnen. Julia Roberts hat es geschafft. Wurde sie in "Pretty Woman" noch einschlägig besetzt, konnte sie sich mählich zum Star hocharbeiten ("Notting Hill") und gewann mit "Erin Brockovich" schließlich einen Oscar und Anerkennung.
Reese Witherspoon versucht, es Julia Roberts gleichzutun, allerdings muß man sagen, daß sie die Methode pervertiert statt kopiert. Sie begann als schlampige Schwester von Toby Maguire in "Pleasantville" und spielte eine Fille fatale in "Cruel Intentions". Dann war die Zeit für eine Hauptrolle reif. Sie entschied sich für die Komödie "Natürlich blond" und hatte leider Erfolg. Der Auftritt der Anwältin Elle Woods wirkt, als hätten Frauenfeinde von Taliban und Vatikan eine emanzipierte Frau karikiert. Der berufliche Erfolg der Figur hat dieselbe Funktion wie eine Brustvergrößerung: Er soll helfen, das Trophy Girl irgendeines Heinis zu werden. Am Ende bleibt nur die Frage, wen man mehr bedauern soll: Frauen, die sich derart verrenken, oder Männer, die auf den leblosen Mix aus Centerfold, Cheerleader und Aufblaspuppe abfahren.
Die Formel liegt auch "Sweet Home Alabama" und "Natürlich blond 2" zugrunde. Optimisten könnten behaupten, Reese Witherspoon parodiere in ihren Filmen die Pseudo-Karrieren von Frauen wie Verona Feldbusch et al., doch bin ich nicht mehr jung genug, das zu glauben.



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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick