Inhalt der Printausgabe

Oktober 2003


"John, das Essen ist fertig... John?"

Kurz nach dem zweiten Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center ("WTC") wurden allerorten Aufzeichnungen von Funk-sprüchen und Notrufen veröffentlicht. Leider beschränkte man sich dabei auf den 11. September und auf die belanglosen, immer gleichen Gespräche mit Betroffenen in New York. Lesen Sie deshalb bitte hier, was sonst im Äther noch so alles los war.

"Hallo, Sie wissen wohl nicht, wer ich bin! Hier Stockhausen, ich sitze hier bei diesen verdammten Hubschraubern fest und weiß nicht weiter… können Sie mir helfen… bitte! Ich… (unverständlich)… lauter Cellisten, die wissen wollen… Hallo?" - "Beim nächsten Ton ist es 12 Uhr 18. Tuuut." - "Dacht ich's mir doch, vielen Dank. Vielleicht können wir ja mal was zusammen machen…"

"Houston, wir haben ein Problem!"
"Ja, bitte?"
"Naja, wir spielen gerade Mau-Mau und es gibt da einige Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Pik Acht…!"
"Verstehe…! Gut, ich verbinde Sie dann mal mit dem Weißen Haus…" (Musik im Hintergrund, vermutlich John Denver)

"Was soll das heißen, der Royal TS ist in ganz Bagdad ausverkauft, Sie Drive-In-Schlampe? Sie wissen wohl nicht, wer ich bin! Hier Stock… Quatsch: Bakr al-Hakim, der bekannte Schiitenführer. Ich gebe Ihnen genau zwei Minuten… Moment mal, das ist ja gar kein Pausenbrotpaket von meiner Frau hier neben mir auf dem Beifahrersitz, sondern eine Auaaaaaaargh…" (Sound of impact)

"Hi, hier Armstrong. Armstrong, Sie wissen schon… Naja, wie soll ich sagen… es… (Pause)… es ist… überhaupt nichts los hier… Mondgestein halt, 'n paar Krater. Kalt und dunkel…" (Pause) - "Okay, dann kommt halt wieder zurück." (Raketenanlassergeräusche)

"…(unverständlich)… Fahrgäste…! In Kassel ist unsere Langnese-Eisverkäuferin zugestiegen…" (Protestschreie im Hintergrund) "…bitte…!" (bricht ab)

"Hallo Auskunft? Hier Dr. Lauxtermann, Sie wissen schon… Sagen Sie mal, wie bedient man eigentlich ein Endoskop?" (Schreie im Hintergrund) "…bitte…!" (bricht ab)

"Tower? Hier ist TWA 32 69, Dieses große Metallding mit Triebwerk und Flügeln. Ich glaub, ich seh den Boden nicht mehr… Die Menschen sehen aus wie Ameisen… und die Ameisen… sind überhaupt nicht mehr zu sehen. Ich seh nur noch Luft, vor mir, hinter mit, über mir… Können Sie das mal checken?"

"Hir Taxi treiundtreissig, hallo Zentralle! Wo isse Scheiß… Bahnhoff in diese Ssstadt? Un wie isse überhaupt… Name von disse Stadt?" (Flüche von der Hinterbank)

Anna Glockenhell




Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg