Inhalt der Printausgabe
Mai 2003
Humorkritik
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Enke mit Bartwuchs |
Womöglich werden sich die Älteren unter uns erinnern, daß die sog. 68er Jahre auch ihr Gutes hatten, z.B. den allseits beliebten Film "Zur Sache, Schätzchen!" von May Spils, besetzt mit der noch zu allerlei Hoffnungen Anlaß gebenden Uschi Glas, von der damals ja kein Mensch ahnen konnte, daß sie mal als Mater dolorosa des deutschen Scheidungswesens enden würde. Und freilich auch mit Werner Enke, der einen äußerst charmant durch Schwabing swingenden Rumhänger gab. Noch besser war der in den späten 70ern folgende Spils/Enke-Streifen "Wehe, wenn Schwarzenbeck kommt", diesmal ohne U. Glas, dafür aber mit des Kaisers Vorstopper Georg "Katsche" Schwarzenbeck, der sich in einer titelspendenden Kurzrolle als Briefträger in die Kinogeschichte einschrieb, ohne daß die das bis heute gemerkt hätte. Wo war ich stehengeblieben? Werner Enke hat jetzt für den Kunstmann-Verlag ein Buch kompiliert, das an den Schätzchen-Film anknüpft: zum einen durch Selbstzitation seines Dauerkommentars "Es wird böse enden", zum anderen durch die Strichmännchen-Zeichnungen aus der berühmt gewordenen Daumenkino-Szene. Diese sind in ihrer minimalistischen Knorrigkeit recht hübsch. Der Witz der Sprüche jedoch, die Enkes arbeitsscheuer Held, der "schlaffe Haro", absondert, weist einen gewissen Bartwuchs auf. Wenn sie nicht gar, wie z.B. "Sterben kann nicht so schlimm sein, sonst würden's nicht so viele tun", Original-Filmzitate sind, eignet ihnen eine deutlich nostalgische Patina und arg verstaubte Komik. Wie wunderlich, daß über die ostentative bohemehafte Verweigerungspose mal herzhaft gelacht wurde, wie hübsch harmlos muß er gewesen sein, der Humor der 68er Zeiten. "Dir fehlt die vitale Rumhängekraft von früher", wirft Haro seinem Kumpel, dem "kneipengegerbten Gelegenheitsjournalisten" Frank vor. Böse wird es enden? Eher ein bißchen traurig. |
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