Inhalt der Printausgabe

Mai 2003


Funny Bones II


Lieber Titanic-Leser,

Auch wenn wir Sie im letzten Heft darum gebeten hatten: bitte schicken Sie keine Hühnerknochen mehr an die US-Kongreßabgeordnete Ginny Brown-Waite, 20 North Main Street, Brooksville, FL 34601 USA, Stichwort "The boys are coming home"!

Martin Sonneborn, Chefredakteur
Martin Sonneborn,
Chefredakteur
Die bisher dort eingegangenen Pakete haben zwar den Bekanntheitsgrad von TITANIC in Florida enorm steigern können, gleichzeitig aber auch für einige Verwirrung im Büro der Abgeordneten gesorgt. Die erste Sendung war offensichtlich ohne geeignete Kühlung auf die Reise gegangen und wurde bereits von einem - wenn man The Tampa Tribune Glauben schenken darf - "strengen Geruch" begleitet, als sie in Brooksville eintraf. Nachdem sie von Sprengstoff-Spezialisten des FBI geröntgt und unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen geöffnet worden war, wurde sie an die University of South Florida weitergeleitet. Dort sollten Spezialisten herausfinden, ob es sich um Hühner- oder Rinderknochen handelt; oder womöglich doch um eine Portion Gebeine der amerikanischen Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg in Europa gefallen sind und die Mrs. Brown-Waite gern exhumieren und in die Heimat überführen würde.

Funny Bones
Ab auf den großen Hühnerfriedhof nach Arlington:
Soldat James Ryan (Name geändert)

Etwas kritischer als das französische Satiremagazin Le Figaro ("Um diese schrecklichen Kinder aufzuklären, hat das Monatsmagazin TITANIC, das keine Angst hat, in den vereisten Tiefseegräben unterzugehen, der amerikanischen Schäferin die Antwort des deutschen Schäferhundes geschickt: Hühnerknochen in einer Schachtel! Das deutsche Geschenk wiegt nicht schwer, aber es markiert eine neue Gefahrenstufe." Le Figaro, 4.4., Seite 1) sahen die Leser der St. Petersburg Times in Florida die Care-Pakete. Auch nachdem der mehrfach gehackte TITANIC-Server repariert werden konnte, waren Mails mit Reisewarnungen an der Tagesordnung: "Screw you! Nazi bastards!", "Go to hell and take the French cocksuckers with you!!!!!!", "I can assure you that any German tourists I come across here in Florida I will be sure to treat like shit and spit in their food! Welcome to Disney, Nazi pigs!"

Und da auch der Sprecher des County Sheriffs sich in der Öffentlichkeit besorgt zeigte, das Büro von Ginny Brown-Waite könnte jetzt mit Hühnerknochen überschwemmt werden, möchten wir sie bitten: Schicken Sie keine Päckchen mehr an Ginny Brown-Waite. Schicken Sie Ihre Küchenabfälle ab sofort direkt an:
Mr. George W. Bush, The White House, 1600 Pennsylvania Ave., NW. Washington, DC, 20509-1600, Stichwort: "Not Consumerable!"

Herzlichst, Ihr Martin Sonneborn





Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg