Inhalt der Printausgabe
Mai 2003
Chefredakteure im Krieg (Seite 8 von 13) |
Aber Zuversicht und Hoffnung - woher nehmen, wenn nicht stehlen? In Frau im Spiegel 14/03 weiß Chefredakteurin Karin Schlautmann Rat: Es ist bedrückend. Die Welt ist im Krieg, rund um die Uhr hören wir von Raketenabschüssen, Verletzten - ja, auch von Toten. Wir halten inne, denken nach: Können unsere Tage genauso weiterlaufen wie immer? Dürfen wir weiter Normalität leben? Nämlich täglich um Punkt eins die Sahnehäubchen deutschen Journalismus an den Konferenztisch rufen und eruieren, ob der Essay "Simone Kahn: Sie schafft's auch ohne Olli" titeltauglicher ist als das Dossier "Herbert Herrmann & Nora von Collande: Analverkehr auf Rügen" oder wie? Dürfen wir weiter Normalität leben? Ich denke, ja. Und möglichst haargenau so hirnbefeuert? Gott bewahre: Aber nachdenklicher. Ostern steht bevor, ein christliches Fest, ein Zeitpunkt, sich wieder auf mitmenschliche Werte zu besinnen. Das scheint gerade jetzt wichtig. Viele können Ostern sogar dazu nutzen, Streit, Oberflächlichkeit, Unmut aus der Welt zu räumen. Denken Sie darüber nach. Und vielleicht sind unsere bunten Oster-Aufkleber ein kleines Stückchen auf diesem Weg. Schreiben Sie doch einem lieben, vielleicht lange vergessenen Menschen ein paar nette Worte, vielleicht mit einem unserer Motive auf dem Briefumschlag, Ihre Karin Schlautmann. Prima. Aber - reicht dies alles denn? Aktien kaufen, tanzen gehen, Uhr umstellen, Bad aufräumen, Bali-Bärsche kucken, Augen schließen oder Briefe schicken des gewiß trostreichen Wortlauts: "Mensch, Dich hab ich längst vergessen. Anbei zwei Klebeosterhasen aus der Frau im Spiegel, tschüß, Deine Ex"? Macht uns das tatsächlich jenen Mut, den uns schwere Zeiten abverlangen? Was ist und wer hat denn überhaupt - Mut? |
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