Inhalt der Printausgabe
März 2003
Wovon wir reden, wenn wir von Regen reden (Seite 5 von 9) |
|
Großer Gott, wie lange war das her. Wie lange waren wir her. Und wie lange waren wir hier? Es war mir egal, was das angeht. Es würde mich nicht umbringen. Jedenfalls nicht heute oder übermorgen. Vicky trat angezogen in die Küche und zündete sich eine Zigarette am Filter an. Der Regen hatte jetzt nachgelassen. Das leise Plätschern war im stöhnenden Gurgeln der Kaffeemaschine kaum noch zu hören. "Ich muß dann. Mach's gut." "Ja, mach's gut. Bis heute abend." | |
Für einen Augenblick blieb sie stehen und sah mich an, als erwarte sie noch etwas, irgendeine Stellungnahme, etwas Grundsätzliches, so wie damals mein Prüfer auf der High School, als ich vor lauter Einsamkeit und Ohrensausen weder die Hauptstadt von Paris noch den Häuptling von Indiana gewußt hatte. Dann nahm sie die Zigaretten von der Anrichte, strich sich Haar hinters Ohr, goß noch ein bißchen Kaffee in den Ficus und verschwand im Flur. Die Haustür öffnete und schloß sich wieder. Von Vicky blieb nur ihr Geruch, der noch eine Weile in der Küche hing. Finest Virginia Blend, dachte ich, mit einer leichten Note von Gastritis oder Malzkaffee, der zu lange auf der Warmhalteplatte gestanden hat.
|
|
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 |