Inhalt der Printausgabe
März 2003
Humorkritik
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Werbung und Humor |
Werber scheinen von einer Urangst besessen zu sein: daß man sie als das erkennt, was sie sind - Wiedergänger der Marktschreier. Ihr Produkt stellen sie nur zu gerne unter Kunstvorbehalt, aber wenn es dazu nicht reicht, soll es wenigstens geistreich oder komisch sein. Neulich stieß ich beim TV-Beobachten auf einen Werbespot, der mich zum Lachen brachte. Der Spot spielt in einem noblen Jachthafen, der Held ist ein Thomas-Haffa-Klon, völlig besoffen von sich und seiner tollen Erfolgsgeschichte. Er macht sich an einem dieser Angeberboote zu schaffen, dann tritt ein zweiter Mann dazu, ein lokaler Strizzi à la "ich genau wisse, wo gute Stoff un scharfe Bräute" zu finden sind. "Wo warst du letzte Woche?" fragt der Strizzi. Haffa-Klon: "Unfall gehabt. Notoperation. Intensivstation." Darauf der Strizzi: "Und - guten deutschsprachigen Anwalt gehabt?" Diese Pointe fand ich dermaßen unsensibel und blöd, daß ich schon beim Gedanken an das Meeting, in dem dieser Spot abgenommen wurde, grinsen mußte. Wahrscheinlich hat sich die Agentur verzweifelt gegen diesen Dialog gewehrt, aber - wie sie später anderen Werbern wahrscheinlich noch ein dutzendmal erklärt haben - der Kunde hat halt drauf bestanden. Und irgendwoher muß die Kohle ja kommen. Die Gewitzteren unter ihnen haben vielleicht sogar eine Legende gestrickt: Das Ganze sei eine Art subtiler Globalisierungskritik oder so. Die Wahrheit ist viel einfacher: Wenn deutsche Werbung lustig sein will, ist sie selten komisch. Für wen oder was dieser lahme Spot geworben hat, habe ich bezeichnenderweise längst vergessen. |
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