Inhalt der Printausgabe
Juni 2003
Am Dienstag kam das SARS zurück Eine Reihenuntersuchung auf Herz und Verstand (Seite 2 von 9) |
|
Schlecht sieht er aus, der junge Türke, der an diesem bewölkten Dienstag nachmittag auf den SARS-Informationsstand zugestürmt kommt, den fünf irgendwie medizinisch aussehende Menschen in weißen Kitteln gerade am billigen Ende der Frankfurter Zeil aufgebaut und mit Holzspateln, Fieberthermometer sowie den sehr informativen Büchern "Was ist was - Unser Körper" und Jim Morrisons Wartezimmer-Bestseller "No One Here Gets Out Alive" dekoriert haben. Seine Junge zucke bzw. Zunge jucke, außerdem habe er Kopfschmerzen - SARS? Nicht nur dieser sympathische Zeil-Passant wird sich in den nächsten drei Stunden diese alles entscheidende Frage stellen. Auch allerhand andere besorgte oder wenigstens gelangweilte Großstädter begutachten den von Schwesternschüler Hintner zusammengestellten Leitz-Ordner mit allen relevanten Top-Infos zur Megaseuche Nummer eins oder doch wenigstens 21 wahllos zusammenkopierten Fotos von Asiaten mit Mundschutz drauf. Auch das repräsentativ ausgelegte Blutdruckmeßgerät und die Plastiksprühflaschen mit dem Desinfektionsmittel der Wahl H2O sorgen für Vertrauen zu den Viertelgöttern in Schmutzigweiß, die immerhin kostenlose Körpertemperaturmessungen und einen SARS-Fragebogen anbieten und jedem, der will, das Gefühl geben, mit dem Erreger nicht ganz allein zu sein. |
|
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 |