Inhalt der Printausgabe
Juni 2003
Vom Fachmann für Kenner (Seite 4 von 16) |
Ärzte, wie wir sie uns wünschen Wenn Tschechen zu Besuch sind, ist der Kühlschrank voll mit Riesenwürsten, Geselchtem und Bierflaschen, neben dem Katzenklo lagern weitere Paletten Dosenbier, um den Küchentisch herum reihen sich bunt die Chiantis, Bordeaux und Blanchets und in der Spüle - immerhin - Gläser: Schnapsgläser (Becherovka), Weingläser (s.o.), Wassergläser (Wodka). Ohne Zweifel sind Profis am Werk; verständlich, daß mich die durch absolut glaubwürdige Unschuld geadelte Frage Stanislavs eher unvorbereitet traf: "Ich weiß nicht, warum meine Hände zittern." Die verlegene Stille wurde vom satten Plopp der just entkorkten Flasche Beaujolais Primeur durchbrochen, und mit gefährlich bebender Hand goß er sich ein. "Meine Ärztin in Prag riet mir, herauszufinden, ob sie auch dann noch zittern, wenn ich betrunken bin." Er nahm einen tiefen Schluck und fuhr mit erstickter Stimme fort: "Es hörte tatsächlich auf." Und vor tiefer Rührung nurmehr in der Lage zu flüstern, beugte er sich vor: "Sie riet mir dann, darauf zu achten, stets betrunken genug zu sein. Sie ist die erste, die mir helfen konnte!" Ich beglückwünschte ihn noch eine Weile und ermutigte ihn, "da auf jeden Fall dranzubleiben". Anna Glockenhell
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