Inhalt der Printausgabe

Juli 2003


Leo, wir waren in Deinem Dorf!

(Seite 6 von 9)

 
"Wer sin nern die zwai Männer om Bedd?"
Team 3:
Glockenhell / Sonneborn / Werner


Das wollen wir ja mal sehen! Nicht umsonst ist die Kirch-Gruppe 3 bestens gerüstet: mit einem Fragebogen voller Unflätigkeiten, belastendem Bildmaterial und einem gut gefälschten Dorfschulzeugnis auf den Namen Kirch.

"Welcher Moderator ist vor allem mitverantwortlich an der Saupleite: Johannes Kerner, Kai Pflaume, Peter Rühmkorf oder Jürgen Fliege?" "Ich weiß nix, wer da schuld wor, i weiß wäggli nix!"

Es ist 15.30 Uhr, als uns eine ältere Dame in verstörend gemusterter Polyesterbluse zu grauen Leggins und bloßen Füßen die Tür öffnet, beste Mittagsschlafzeit in Fahr. "Guten Tag, wir kommen von der Kirch-Gruppe und müssen Ihnen ein paar Fragen stellen. Haben Sie schon von den ungeheuerlichen Vorwürfen gegen Leo Kirch gehört?" "Ich weiß nix, wos ner für Vorwürf'?" entgegnet die Fahrerin blinzelnd. "Na, von den Bestechungsvorwürfen, der Flugaffäre, der Steuerhinterziehung. Daß Kirch ›ran‹ auf den Nachmittag verschieben will und pleite sein soll. Daß er Pornofilme gedreht hat. Nacktpornos!" "Ich weiß gor nix, worum frong'S mich? Warum frong'S ned mein Nachbarn?"

 
"Naa, des is doch der Thomas Kirch, sai Sohn!"

Die Angst, über Kirch zu sprechen, ist offensichtlich groß in Fahr. Aber wir lassen nicht locker: "Die kommen auch noch dran, alle! Aber wie fanden Sie denn sein Fernsehen, Sat.1 und so?" "Ach, des hob i doch ned g'schaud. Ich moch 'n Fernseher ohmds nur o, daß i aischlof' ko. Wenn der ned läufd, ko i ned schlof'. Des is bessä ols Schlofdableddn. Un wenn i middn inner Nochd aufwach, no mach i aus und geh ins Bedd. I weiß wäggli nix!" Sat.1 - besser als Schlaftabletten? Ein schöner Werbeslogan! Und was die Mauer des Schweigens angeht, verfügen wir zum Glück über ein probates Mittel, um die fränkische Omerta aufzubrechen: Tom Hintner, ein echter Franke. Und den schieben wir jetzt auch nach vorne, in die erste Reihe. Sein "Grüß Gott" ist noch nicht ganz verklungen, da springt der Funke bereits über: "He", tönt es sofort, "kenn i den? Der kummd mer bekannd vor!"

"Es sind offene Rechnungen von Videotheken im Umlauf, Kirch soll Filme nicht zurückgebracht haben wie ›Rektale Hochzeit, Teil III‹, ›Anal fatal‹ und ›Mein Hund und ich‹. Hatte Leo Kirch Hunde gern?" "Ka Ahnung, ich weiß nix!"

"Ja sicher, der ist ja auch Franke. Den haben wir mit, damit wir uns hier im Notfall verständigen können!" Die folgenden Lachkrämpfe der Landbevölkerung sind rasch beendet, als die nächste investigative Frage in lupenreinem Fränkisch erfolgt: "In der Bresse wird ja gsochd, daß der Leo ken Zugger hod. Wie hoddärn sein Kaffee gedrunkn: Mid Milch? Mid Zugger? Mid Milch und Zugger? Oder hoddä auf ä schöna Ladde Matschiado gschworn?" "Ach, höad doch auf, des is vurbei! Loßd dem doch sai Roua!"

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt