Inhalt der Printausgabe
Januar 2003
Rürup - der Mann mit den zwei Seelen (Seite 3 von 9) |
Die Reaktion der Freunde ist immer dieselbe: Stille. Tiefe, lang andauernde, betretene Stille, in der aus den verschmutzten Teppichen sich eine Frage löst, scheu zuerst, dann immer mächtiger und größer werdend, bis sie wie ein Buckelwal im Raum steht: WIE MACHT DER DAS?! Wie und why, beim Jupiter, fällt dem doch gleichfalls höchstens durchschnittlich Begabten regelmäßig so ein veritabler Plunder ein!? Neid ist es, der sich in die Bewunderung mischt und sie vergiftet - immerhin verdient Rürup als geldpolitischer Berater der Schröder-Administration mehr als sie alle zusammen! Und wenn er wenigstens irgendwie - aussähe! Aber dreimal Pustekuchen. Ein "apartes" Puma-Jäckchen anno neunzehnvierundsiebzig, Jeans vom Roten Kreuz, Schultern/Haltung wie noch nicht erfunden. Als "Rürupgestrüpp" markiert sein Haupthaar inkl. bizarr verdrehtem Quattro-Bart einen Höhepunkt alliterativer Wortspielkunst, und wäre der im Grunde sinnlos lang Geratene noch vier, fünf Zentimeter länger, ginge er so krumm, daß er schon wieder kürzer wäre. So aber passen zwei, drei Hintner leicht in ihn hinein. |
»Rürup ist der
Lieblingsberater des Kanzlers« (Der Spiegel) |
Da sitzt er also, fingert sich die Bunte vom Redaktionstisch, schlägt den Klatschteil auf und mümmelt seine Möhre: Rürup. Rürup, das Finanz-Orakel, Rürup, der "Rentenpapst" (Focus), der "Superberater" (Bild), Deutschlands meistgefragter Experte für Sozial- und Wirtschaftspolitik. Seit März 2000 fungiert er als einer der sog. Fünf Weisen im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage, wechselte im April dieses Jahres von der Enquete-Kommission "Demographischer Wandel" in die "Reformkommission für Rente und Gesundheit", die er seit September leitet. Kaum eine Zeitungsseite, die nicht sein Name schmückt, kein Fachgespräch, das auf seine Kompetenz verzichten könnte. Der Mann der Stunde, er heißt dreimal Rürup: Rürup, Rürup, Rürup.
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