Inhalt der Printausgabe
Januar 2003
Revolution! Umsturz-Impressionen aus einem verzweifelten Land (Seite 5 von 14) |
Berlin Er hatte es gleich gesagt: daß die Vorräte schneller zur Neige gehen würden, als man "Regierung der nationalen Erhebung" sagen kann. Man hätte wirtschaften müssen, rationieren, denn daß so eine Revolution nicht einfach spurlos an den Futtertrögen der Republik vorübergeht, war auch den Dümmeren klar, und Dümmere gab es hier viele. Aber da keiner von ihnen alt genug war, um sich noch an eine Revolution erinnern zu können, saßen sie jetzt da: jeder mit Geld für allerhöchstens noch 50 Jahre, einem Weinkeller voller Schnaps und einem Restaurantkühlschrank, bei dem vor lauter Pandanierchen die Tür nicht mehr zuging. Selbst wenn man vorsichtig rechnete und alles den denkbar günstigsten Verlauf nehmen würde - woran er offengestanden, Pessimist, der er praktisch von Haus aus war, nicht so recht glauben mochte -, dann wäre hier spätestens um halb drei Feierabend. Und das Gesicht von Nina Ruge wollte er mal sehen, wenn es in zwei Stunden nur noch Nutellabrot und Senfgurken gab! Bloß weil konterrevolutionärer Antifa-Pöbel: DGB, Kirche, Hermann L. Gremliza, demomäßig die Lieferantenzufahrt des Interconti blockierte! Wenn nicht gleich ein Wunder geschähe, dann gäbe es hier eine Revolte und der Bundespresseball wäre jedenfalls so was von am Arsch, da könnte er gleich morgen wieder als Liftboy anfangen. |
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