Inhalt der Printausgabe
Februar 2003
Nur ohne unsere Mütter, Strambi!
Eine Flugrückschau von Oliver Maria Schmitt
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Mütter! Was verdanken wir nicht alles unseren Müttern, heißt es doch immer wieder! Sie haben uns unter Schmerzen geboren, heißt es - aber litten wir, die ungefragt Geborenen, nicht immer noch unter den Schmerzen der Geburt? Hatten wir nicht jeden Tag an den Spätfolgen unserer Geburt, unserem Leben, zu leiden? Sind denn nicht bei genauerer Betrachtung sogar die Mütter für alles Unglück dieser Welt verantwortlich? Die Atombombe, das Automobil, die Gaskammer - alles Erfindungen von Söhnen von Müttern! Und waren es nicht Mütter, die Jesus, Mohammed, George W. Bush, Dieter Bohlen und Benny und Klausi Beimer auf die Welt geworfen hatten? Schließlich stammten wir doch alle irgendwie von Müttern ab. Jeder hatte mal eine. Kohl hatte eine Mutter, die wog hunderttausend Pfund, und sogar Hitler hatte eine Mutter, die hieß Anna Schicklgruber, und das hat er ihr nie verziehen, denn es war ihm schon früh klar, daß mit "Heil Schicklgruber!" kein Staat, schon gar kein Unrechtsstaat zu machen war. Kein Wunder, daß er auf die schiefe Bahn geriet. Da oben kreiste der Motorsegler. Strambach! Ich hatte Mitgefühl für Strambi. Er machte seine Sache gut. Er wollte keine Menschenleben gefährden, hatte den Mann im Flughafen-Tower darum gebeten, das Hochhaus der Europäischen Zentralbank in der Innenstadt räumen zu lassen, in das er sich mitsamt seinem Motorsegler zu stürzen gedachte. Ja, Strambi: Bei uns bist du ein Muttersöhnchen, in Italien aber ein Normalo. Jeder männliche Italiener lebt mindestens bis zur Rente bei seiner Mutter und verläßt nur einmal in der Woche zwischen 18 und 19 Uhr zu Fortpflanzungszwecken das Haus. O mamma mia! Kein Wunder, daß vor wenigen Monaten ausgerechnet in Mailand ein Sportflugzeug in ein Hochhaus geknallt war. So sind die Italiener eben: Zu unorganisiert für richtigen Terror, aber aus sportlichem Interesse versuchen sie's doch. | |
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