Inhalt der Printausgabe
Februar 2003
Nur ohne unsere Mütter, Strambi!
Eine Flugrückschau von Oliver Maria Schmitt
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Ich wußte warum, denn mein Autoradio hatte bereits "die größte Störung des Luftfriedens über einer deutschen Großstadt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs" gemeldet. Weil ein kleines Sportflugzeug über Frankfurt kreiste, war der Rhein-Main-Flughafen geschlossen und die Hochhäuser der Innenstadt evakuiert worden. Der Pilot, ein schwammiger junger Mann, sei vom nahegelegenen Flughafen Babenhausen gestartet, zuvor war er dort mit seiner behinderten Mutter aufgetaucht, habe mit einer Schreckschußpistole ein kleines Motorsegelflugzeug gekapert, sei zügig gestartet und in Richtung Frankfurt davongeflogen. Seine Mutter, die ihn vor 32 Jahren mit dem Namen Franz-Stephan Strambach gedemütigt hatte, habe er auf dem Flugfeld zurückgelassen. Recht hatte er. Warum die Alte auch mitnehmen? Sie hätte ohnehin nur gemeckert: Flieg nicht so schnell! Flieg nicht so tief! Wie du wieder angezogen bist! Was willst du denn in Frankfurt, flieg sofort nach Hause! Was hat dieses Frankfurt, was ich nicht habe? Ja, das hat sie jetzt davon, die alte Hexe. In den Autobahnorbit um Frankfurt einbiegend, sah ich ihn. Er brummte direkt über mir. Er war frei und tat, was er wollte. Das gefiel mir. Auch das Interview, das er gerade über Funk dem Nachrichtensender n-tv gab, weil bei CNN in Berlin keiner rangegangen war. Er wolle mit seiner Aktion auf das Schicksal der jungen Astronautin aufmerksam machen, die 1986 beim Challenger-Unglück in der Atmosphäre rückstandsfrei verglüht war. Aha! Eine fremde Frau war also im Spiel. Eine Frau, von der seine Mutter wahrscheinlich überhaupt nichts ahnte! Das war mutig. Warum hatte er mir nicht vorher Bescheid gesagt? War seine Mutter vielleicht dagegen? |
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