Inhalt der Printausgabe
Februar 2003
Who the fuck is Bökel? (Seite 13 von 13) |
"Das machen wir natürlich nicht", versuchen wir zur Abwechslung mal zu punkten, moralisch wenigstens. Aber vergebens: "Ja, warum denn nicht? Haben wir früher auch gemacht. Wir haben die dann auch gefahren, wir wußten ja, wer uns wählt! Und Schiffsfahrten haben wir gemacht…" Jaja, es war eine schöne Zeit. Aber schließlich sind wir nicht Helmut Schmidt und seine Kapitänsmütze, wir sind Bökel und die neue Enkelgeneration. Wenn wir Wahlen gewinnen wollen, gehen wir nicht Frikadellen braten, sondern Schnaps trinken. Und wenn's uns reicht, wenn uns die Altvorderen mit ihren ewig gleichen alten Geschichten langweilen und mit Vorwürfen kommen, dann machen wir einfach Schluß mit Wahlkampf, übergeben die restlichen SPD-Streichholzschachteln und -Nelken und bewegen uns in Richtung Ausgang! Allerdings nicht allein. Im Flur holt uns Hubert ein, faßt uns ins Auge und mustert uns scharf. "Wer is' denn nun der Prominente von Ihnen?" "Ich", sage ich und drücke ihm zur Erinnerung eine meiner Autogrammkarten in die Hand. "Das is' kein schönes Foto, in Wirklichkeit sehen Sie viel besser aus. Und Ihre Plakate sind auch scheiße." Als wir auf die Straße treten, kommt uns Yasha S. entgegen. Geschafft von einem langen harten Wahlkampf suchen wir das Weite, trotzdem klingen uns seine fröhlichen Rufe noch eine Weile in den Ohren: "Da ist Herr Bökel, der Spitzenkandidat der SPD! Herr Bökel, ich wähl Sie auf jeden Fall!" Wir haben getan, was wir konnten. Martin Sonneborn
|
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 |