Inhalt der Printausgabe

August 2003


"Witz ist wänn drozzdämm lacht"
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Vitali (zufrieden): Iiirmgard, Iiirmgard, das waar guute Aarbeitt.
Wladimir (wohlwollend): Wiiirklich Iiirmgard: eine haarte Stuck vonn Brott.
Irmgard (schwer schnaufend): Das freut mich, wenn die Herren zufrieden sind, ich mach's ja gerne. Tapezieren sowieso und dazu noch, wenn die Tapete so… originell ist…
Vitali (sie tätschelnd): Jedden hätte nie gäschafft. Wonnung wie Pruunkstick.
Wladimir (noch eins draufsattelnd): Wie Steinzimmäär…!
Vitali (wichtig ergänzend): …Bäärn!
Irmgard (sachte errötend): Zuviel der Ehre, also wirklich, Sie machen mich ganz…
Vitali (aufgeräumt): Wladi, hool Baalaalaika. Maach singään klaine Komposiitionn!
Wladimir (schmollend): Niacht Baalaalaika kennen hollän. Gääenn Tifff.
Vitali (glotzend): Gääenn Tifff? Waarooum gääenn Tifff mit Baalaalaika? Baalaalaika niacht Automoobill.
Wladimir (belehrend): Jedden wiissen, daß Baalaalaika niacht Automoobill, abärr wänn gääenn Iiberhoolung - gruunsätzlich gääenn Tifff.
Vitali (roh auflachend): Niacht wiisänn deitsche Schbrachä. Bleedian!
Wladimir (leicht sauer): Du niacht wissänn! Sälbar Bleedian! Zuuvill Schlagg auf Riibe!
Irmgard (sich mit aufgepflanztem Schrubber dazwischendrängend): Meine Herren, bitte! Wenn ich das aufklären darf… der Herr Doktor hat natürlich recht…
Vitali (zufrieden): Noo? Biiittä! Iiirmgaard gäbben räächt!
Wladimir (schonungslos): Iiiirmgard niacht wissän. Iiiirmgard Puzzztaiffl!
Irmgard (baff): Putzteufel… also Herr Waldimir, das muß ich mir verbieten!
Wladimir (in Fahrt): Biiitä! Immär saagän Waldimir! Iach niacht Waldimir!
Irmgard (gefaßt): Da haben Sie leider recht, Herr Waldimir, aber ich kann nicht anders, das ›Wwal‹ ist schwer für meine Zunge. Die ist, glaub ich, zu lang oder zu kurz…
Vitali (aufmunternd): Waroum niacht ibben? Gaanz einfach: Wl… Wl… Wl… Wlaadimiir.
Wladimir (hart): Wenn wollän - kännän!
Irmgard (konzentriert): Also gut, ich versuch's: Wwwww… Wwwwal… Wwwwalll…
Vitali und Wladimir (im Chor): Wwlll… Wwlll… Wwlll…
Irmgard (hochrot): Wwa… Wwaa… Wwwaa…
Wladimir (stinksauer): Machän mit Aabsiicht! Gleich gäbbänn Schlagg!
(Das Handy klingelt.)
Irmgard (erleichtert hineilend): Ja. Bei Galitschkooo… ja. Ja. Jawoll, ich sag's.
Vitali (neugierig): Waar Lännoks? Gäbben Riimätsch?
Irmgard (offiziell): Es war Ihre Frau Mutter. Sie sagt, ich soll Ihnen was ausrichten wegen dem nächsten Familientreffen. Es findet diesmal in Waldiwostok statt…
(Für einen Moment betretene Stille.)
Vitali (professionell): Missän guuken Zuungä.
Wladimir (betroffen): Arm Frau.

Albert Hefele


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt