Inhalt der Printausgabe

April 2003


Türken rein?
Ja Nein Extrem egal
(Seite 7 von 14)

Herr Becker
"Und unsauber auch!"
TITANIC …für oder gegen einen Beitritt?
Becker (Pause) Teils, teils.
TITANIC Ja? Wo liegen Ihre Bedenken?
Becker Im Grunde habe ich mich noch nicht so richtig damit befaßt. Vorteil ist natürlich, es ist ein schönes Urlaubsland. Ist auch freundlich, Bademöglichkeiten, gutes Wetter, das sind eigentlich die Vorteile.
TITANIC Und keine Bedenken, daß die Türken nicht unsere wirtschaftliche Effektivität haben, schlechtes Bruttosozialprodukt, marode Kombinate, wertloses Blechgeld…?
Becker (nachdenklich) Ja, das ist natürlich ein anderer Grund!
TITANIC Viel auf der faulen Haut liegen, das kennen Sie ja sicher, äh, aus dem Urlaub. Und wenn man bedenkt, daß da 40 Jahre nichts passiert ist, kann man sich denken, wie das weitergeht: Subventionen auf Jahre hinaus!
Becker Die haben auf jeden Fall die Ruhe weg, die sind nicht so gestreßt. Mit uns hier ist das gar nicht zu vergleichen!
TITANIC Kann das sein, daß das daran liegt, daß die Türken weniger arbeiten?
Becker Ja, die arbeiten doch kaum! Da stimmt natürlich auch das Geld nicht so, die machen nur was, wenn sie denken, daß sie was machen müssen.
TITANIC Das ist ja schon ein ziemlicher Unterschied. Und die Plattenbauten und kaputte Umwelt, das stört Sie nicht?
Becker Ist uns nicht aufgefallen. Man kommt aber auch gar nicht groß aus den Urlaubsdingern raus, denn außen kann man doch gar nicht hinkucken! Das ist dann ein himmelweiter Unterschied.
TITANIC (neugierig) Was haben Sie da gesehen?
Becker Na, daß die da in ärmlichen Verhältnissen leben. Und unsauber auch dann eben.
TITANIC Also da befürchten Sie, daß es so eine Spaltung geben könnte, hier der reiche Westen, da der arme Osten bzw. Süden…
Becker (plötzlich kritisch) Genau! Wenn die jetzt plötzlich in die EU kommen und sich dann alles auf dem Silbertablett servieren lassen wollen!
TITANIC Ja?
Becker Das würde dann auch mit den Dönerständen überhandnehmen, da sind ja jetzt schon einige da.
TITANIC (besorgt) Da haben Sie Bedenken, die würden die deutschen Qualitätsimbisse und Bockwürste verdrängen?
Becker Ja, und das wäre schlecht!
TITANIC Letzte Frage: Sie sind ja mit Ihrer DDR als letzte in die EU eingetreten, 1990. Was haben Sie da für Erfahrungen gemacht?
Becker Ja, also eigentlich nichts direkt Negatives. Ich könnte gar nicht sagen, daß ich das so groß gemerkt hab. Aber in der EU ist auch nicht alles Gold.
TITANIC Was denn nicht?
Becker Einiges.
TITANIC Das EU-Fernsehprogramm?
Becker (herablassend) Ach, das ist schlechter! Das ist zwar bunter geworden, aber schlechter.
TITANIC Das EU-Wetter?
Becker (leidend) Ach, Wetter. Dafür können sie nichts, wir sind sowieso in einer Ecke, wo's dauernd regnet.
TITANIC (ungläubig) Das ist auch in der EU nicht besser geworden?
Becker Ach wo, eigentlich ist alles genau wie früher.
TITANIC Nur für Sie persönlich? Oder auch für Ihre Familie?
Becker Der Ort auch. Das kann ich für die ganze DDR sagen, daß alles so geblieben ist. Keine großen Einschnitte!

Interessant! Da pumpen wir nun seit 13 Jahren unsere schönen Milliarden in den Osten, und dann merken sie es drüben nicht einmal, meckern statt dessen noch über unser Fernsehprogramm und unser Wetter!

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt